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Wissenschaftler fordern akademischen Boykott der USA

Tausende Forscher mobilisieren in Petitionen gegen Trumps Einreiseverbote / Auch Boykott wissenschaftlicher Konferenzen in den USA gefordert

  • Velten Schäfer
  • Lesedauer: 2 Min.

Der von US-Präsident Donald Trump erlassene Einreisestopp für Menschen mit syrischer, jemenitischer, irakischer, iranischer, libyscher, sudanesischer und somalischer Staatsangehörigkeit trifft unter Wissenschaftlern auf sehr harsche Reaktionen. Eine am vergangenen Donnerstag gestartete Protestpetition gegen diese Anordnung trug bereits am Montag mehr als 12.000 Unterstützersignaturen, besonders aus dem englischsprachigen Raum.

Nach Angaben der Initiatoren sind unter den über 18.000 akademischen Unterstützern (Stand Dienstagnachmittag) nahezu 15.000 ordentliche Mitglieder US-amerikanischer Universitätsfakultäten sowie zahlreiche national wie international hochdekorierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Darunter auch 50 Nobelpreisträger sowie 82 Trägerinnen anderer hoher akademischer Auszeichnungen, etwa Träger der Fields-Medaille sowie des Henri-Poincaré-Preises, also der beiden wohl höchsten Auszeichnungen in der akademischen Mathematik, des Turing-Awards für Informatik, der Dirac-Medaille für Physik, der John-Bates-Clark-Medallie für Wirtschaftswissenschaft, und des Breakthrough-Preises, der für herausragende Leistungen in Physik, Biowissenschaften sowie Mathematik vergeben wird. Ferner unterzeichneten Träger des Pulitzerpreises für Journalistik und Medien sowie TeilnehmerInnen des McArthur Fellowship – eines hochbegehrten disziplinenunabhängigen Förderprogrammes für auffallende wissenschaftliche oder kreative Leistungen.

Die Petition nennt die Anordnung einerseits »diskriminatorisch«, argumentiert andererseits aber auch mit dem nationalen Interesse der Vereinigten Staaten: Sie füge der amerikanischen »Führungsrolle« in Wissenschaft und Forschung »signifikanten« Schaden zu. Erwähnt wird unter anderem, dass allein in den vergangenen drei Jahren etwa 3000 iranische Nachwuchswissenschaftlerinnen in den USA promoviert hätten.

Einen Schritt weiter geht ein bisher offenbar vor allem in Großbritannien auf Resonanz stoßender Aufruf, für die Geltungsdauer der Anordnung in den USA stattfindende internationale wissenschaftliche Konferenzen zu boykottieren. Erstunterzeichnet ist dieser Aufruf von zwei Lehrenden der renommierten Birkbeck Law School in London. Am Dienstagnachmittag hatten mindestens 200 Professorinnen und Professoren und Tausende Mitarbeiter schwerpunktmäßig britischer, australischer und kanadischer Universitäten unterschrieben. Daneben gibt es aber auch viele Unterschriften aus dem skandinavischen Raum. In Deutschland unterstützen beispielsweise die Politologin Christine Bauhardt von der Berliner Humboldt-Universität und die Bremer Sozialwissenschaftlerin Marianne Hirschberg den Aufruf.

Im kurzen Text zum Boykottaufruf heißt es, die Anordnung sperre nicht nur Akademiker aus den genannten Ländern aus, sondern halte auch in den USA beschäftigte Angehörige dieser Staaten dort fest, weil diese das Land nun nicht mehr verlassen könnten, ohne befürchten zu müssen, dass man sie an der Wiedereinreise hindert. Man ziehe die »intellektuelle Integrität« von Konferenzen infrage, die unter den Bedingungen einer dergestalt selektiven Zugänglichkeit stünden.

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