Kabinett der Super-Egoisten

Wolfgang Hübner über die Lockerung der Bankenregeln durch Trump

In kaum einem Dekret des neuen US-Präsidenten tritt der unverhüllte, rücksichtslose Eigennutz so zu Tage wie in diesem: Donald Trump ordnete die Lockerung der Vorschriften für den amerikanischen Finanzsektor an. Man kann sich vorstellen, wie das abgelaufen ist: Trump setzt seine Unterschrift unter das Dokument, er hält den Erlass zufrieden in Richtung Kameras, sagt einen seiner infantilen Sprüche, und rings um ihn applaudiert eine begeisterte Riege von Superreichen. Denn Trumps Kabinett der Milliardäre – das sind die direkten Nutznießer der Vorschrift, die den Banken beim Spekulieren wieder mehr freie Hand lässt und die Bankenaufsicht degradiert. Der Mann, der im Wahlkampf gegen die so genannte Elite zu Felde zog, bedient wie selbstverständlich sich und seinen elitären Klüngel.

Dabei hatte Trump-Vorgänger Barack Obama die restriktiveren Regeln erlassen, um künftig zu verhindern, was vor fast zehn Jahren die internationale Finanzwelt schwer erschütterte. Damals hatte die Insolvenz der Investmentbank Lehman Brothers eine gigantische Krise ausgelöst, in deren Verlauf der ganze Budenzauber des Bankgeschäfts zusammenbrach: massenweise faule Kredite, unglaublich riskante Finanzspekulationen. Die Folge waren Bankpleiten und unzählige verarmte Hausbesitzer in den USA sowie extrem teure Rettugsaktionen für Finanzhäuser in zahlreichen Staaten. Denn erstens ist die Finanzwelt global verflochten, und zweitens hatten viele in obszöner Weise mitgezockt.

Die Verpflichtung der Banken zu mehr Absicherung durch höheres Eigenkapital und strengere staatliche Kontrollen sollten dem Einhalt gebieten. Das alles ist noch in guter Erinnerung. Aber es ist schon wieder lange genug her, dass die Unersättlichen längst wieder ganz ungeniert Appetit haben. Denn Geld muss Proft hecken, das ist ein Grundgesetz des Kapitalismus – egal, welche Opfer das anderswo kostet. Für genau diese ungehemmte Gier steht das Kabinett Trump.

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