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Protektorate ohne Zukunft

Arte-Doku

  • Lesedauer: 2 Min.

Dass Kosovo erhebliche wirtschaftliche Probleme hat, zeigte sich im Frühjahr 2015 in aller Deutlichkeit, als Zehntausende Kosovaren nach Deutschland kamen, um hier Asyl zu beantragen. Der Massenansturm der Verzweifelten vom Balkan markierte den Beginn der sogenannten Flüchtlingskrise, die im Herbst 2015 ihren Höhepunkt fand. Konsequenterweise beginnt die Arte-Doku »Bosnien und Kosovo - Europas vergessene Protektorate« mit einer Erinnerung an den Massenexodus der Kosovaren. Der Journalist Rüdiger Rossig und der Regisseur Zoran Solomun bereisten für die Dreharbeiten den 1999 vom Krieg verheerten Kosovo und Bosnien-Herzgowina, wo bereits 1996 die Nachkriegszeit anbrach. »Wir wollten sehen, was die internationalen Gemeinschaft und besonders die Europäische Union dort in 20 Jahren geschafft haben - und was nicht«, sagt Rossig über seine Motivation, den Film zu drehen. Kosovo sei, so der taz-Redakteur, »die Weiterentwicklung der bosnischen Nachkriegsordnung«.

Die Bilanz der Filmemacher fällt ernüchternd aus. Korruption und Arbeitslosigkeit lähmen beide Länder, während der islamische Fundamentalismus stärker wird, auch weil die Türkei und Saudi-Arabien hier weitgehend freie Hand haben. Kein Wunder, dass junge Leute ihr Glück in Westeuropa suchen. Sofern man sie denn einreisen lässt. Der Film zeigt auch, dass die hoffnungslose Situation eine Folge der neoliberalen Reformen ist, denen sich beide Länder unterziehen mussten. Die industrielle Infrastruktur, die die Kriege überstand, verhökerte man später oder zerschlug sie vorsätzlich. Fabian Lambeck

Arte, 0.05 Uhr

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