Auf Streife für gefühlte Sicherheit

BVG, Polizei und Senatsverwaltung für Inneres unterzeichneten Kooperationsvereinbarung

  • Johanna Treblin
  • Lesedauer: 2 Min.

Die neue Doppelstreife besteht aus vier Menschen. Seit Freitag sind je zwei Polizisten und zwei Sicherheitsmitarbeiter der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) gemeinsam auf Streife in den U-Bahnen. Zum Start unterzeichneten Innensenator Andreas Geisel (SPD), BVG-Chefin Sigrid Evelyn Nikutta und Polizeipräsident Klaus Kandt eine entsprechende Kooperationsvereinbarung.

Zwar sollen über den Tag verteilt im gesamten U-Bahn-Netz fünf Doppelstreifen, also insgesamt 20 Mitarbeiter für das neue Projekt unterwegs sein. Schwerpunkte sollen aber die Abend- und Nachtstunden ab 20 Uhr sein. Und an einigen »Brennpunkten«, so Geisel, sollen die Polizisten und BVG-Mitarbeiter besonders häufig anzutreffen sein: So in etwa am Alexanderplatz, am Kottbusser Tor und in der Osloer Straße.

»Wir sagen damit den Berlinerinnen und Berlinern und den Besucherinnen und Besuchern: Der öffentliche Nahverkehr in Berlin ist sicher«, sagte Geisel am Freitag. »Wir wollen damit natürlich auch Straftaten verhindern«, fügte er noch hinzu. Zwar sei die Zahl der physischen Straftaten in den vergangenen Jahren gesunken. Die der Taschendiebstähle habe aber zugenommen. Hinzu komme vermutlich eine hohe Dunkelziffer von Straftaten, die bisher nicht angezeigt würden. »Es kann also sein, dass jetzt erstmal die Zahlen steigen«, da die neuen Doppelstreifen erst auf Straftaten aufmerksam würden.

Zunächst einmal streifen sie aber gemeinsam vorwiegend durch die U-Bahn-Linien 2, 7, 8 und 9. Am Freitag demonstrierte eine Gruppe das Vorgehen in der U 8. Zu acht stiegen sie am Alexanderplatz in die Bahn ein. Zunächst standen sie im Pulk zusammen, dann liefen sie langsam durch den Zug. Am Bahnhof Gesundbrunnen stiegen sie wieder aus. Allein ihre Präsenz soll das Sicherheitsgefühl der Fahrgäste erhöhen und potenzielle Straftäter abschrecken.

Auch bis 2003 hatte es gemeinsame Streiffahrten durch die U-Bahnen gegeben. Damals waren allerdings nur 65 Polizisten pro Jahr jeweils für ein paar Stunden für diesen Dienst abgestellt worden. Heute sollen etwa 190 Polizisten pro Jahr insgesamt rund 200 000 Einsatzstunden in den Doppelstreifen leisten. Diese sollen auf Straftaten »situativ reagieren können«, sagte Kandt.

Nach mehreren bekannt gewordenen Vorfällen an Berliner U-Bahnhöfen - mit erfolgreicher Fahndung mittels Kameraaufnahmen - war die Debatte um Sicherheit im öffentlichen Nahverkehr wieder aufgeflammt. BVG-Chefin Nikutta erklärte nun am Freitag, seit 2008 sei die Zahl der physischen Straftaten um 20 Prozent gesunken, während die Zahl der Fahrgäste in dem Zeitraum um 20 Prozent zugenommen habe. »Das hat zu tun mit der guten Zusammenarbeit mit der Polizei.«

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