In den Mühlen Erdogans

Nach den Säuberungsaktionen stehen nun die politischen Prozesse in der Türkei an

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Nach dem gescheiterten Putschversuch in der Türkei im vergangenen Jahr sieht das Land einer Welle von Prozessen gegen tausende Personen entgegen, die der Erdogan-Staat als Feinde ausgemacht hat. Dabei stellen Militärs nur einen kleinen Teil der Angeklagten, zu denen hauptsächlich Zivilisten zählen, deren »Verbrechen« lediglich in einer kritischen Haltung gegenüber der Politik der Regierungspartei AKP zu suchen sind.

Neben der Ausschaltung der kritischen einheimischen Presse inklusive zahlloser Verhaftungen von Journalisten war mit dem Korrespondenten der Zeitung »Die Welt«, Deniz Yücel, erstmals ein deutscher Journalist ins Fadenkreuz der türkischen Justiz geraten. Am Montag war Yücel in Istanbul von der Staatsanwaltschaft vernommen worden. Nach 13 Tagen Polizeigewahrsam beantragte diese nach der Befragung Untersuchungshaft gegen Yücel. Diese kann in der Türkei bis zu fünf Jahre dauern. Der Richter kann Yücel allerdings auch freilassen und mögliche Auflagen, wie eine Ausreisesperre, erlassen.

Den Informationen zufolge wurde Yücel von der Staatsanwaltschaft zu seinen Artikeln befragt. Dabei sei es sowohl um seine Recherchen in den Kurdengebieten gegangen als auch um die Affäre um angebliche E-Mails des türkischen Energieministers Berat Albayrak, die Ende September 2016 von der linken Hackergruppe Redhack im Internet veröffentlicht wurden. Yücel hatte sich am 14. Februar freiwillig der Polizei in Istanbul zur Befragung gestellt und war daraufhin in Gewahrsam genommen worden. Gemäß dem geltenden Ausnahmezustand kann die Polizei Terrorverdächtige bis zu 14 Tage festhalten, ohne dass diese einem Richter vorgeführt werden müssen. Diese Frist würde für Yücel an diesem Dienstag ablaufen. nd/dpa

Seiten 2 und 3

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal