Ultrakapitalist

Personalie: Schon wieder eine Peinlichkeit von Uber-Chef Travis Kalanick

Erst etwas verbocken und sich dann social-media-wirksam entschuldigen - das ist eine Spezialität von Travis Kalanick, dem Chef des Fahrdienstvermittlers Uber. Die neueste Peinlichkeit: Ausfälle gegen einen freien Mitarbeiter, die von einer Dashcam festgehalten wurden. Der Fahrer Fausi Kamel warf Kalanick während einer Fahrt vor, an seiner finanziellen Misere Schuld zu sein: »Wegen dir habe ich 97 000 Dollar verloren, wegen dir bin ich zahlungsunfähig.« Kalanick schimpfte daraufhin wild gestikulierend: »Bullshit! Einige Leute wollen einfach keine Verantwortung übernehmen für ihren Mist.« Nach einem Shitstorm im Netz folgte »eine tiefgreifende Entschuldigung«, so der Titel von Kalanicks Blogeintrag.

Laut Taxifahrergewerkschaft haben viele Uber-Fahrer Kredite für ein neues Auto aufgenommen. Dann senkte das Unternehmen die Provisionen und manch einer ist überschuldet. Seit Langem wird kritisiert, dass Uber die Fahrer nur als freie Mitarbeiter anstellt. Dies erlaubt es, den Mindestlohn und Arbeitnehmerrechte zu umgehen - sowie einer ganzen Branche den Kampf anzusagen: »ein Arschloch namens Taxi«, wie es der 40-Jährige mal ausdrückte.

Dem Milliardär aus Los Angeles geht es nicht nur um wirtschaftlichen Erfolg, er führt auch einen ideologischen Kampf. Als Anhänger der Tea-Party-Vordenkerin Ayn Rand ist er gegen jegliche staatliche Regulierung und für einen Ultrakapitalismus. Kein Wunder, dass Kalanick dem Beraterteam Donald Trumps angehörte - nach Boykottaufrufen im Internet gab er den Job auf und erklärte, er sei kein Unterstützer des im Silicon Valley unbeliebten Präsidenten.

Sonst gleicht seine Karriere der vieler anderer Internetunternehmer: 1998 Abbruch des Studiums der Technischen Informatik, dann Gründung von Start-ups, die erfolglos blieben. Dann aber wurde er das File-Sharing-Netzwerk Red Swoosh für 20 Millionen Dollar los und gründete Uber. Er ist ein Stehaufmännchen - Verlierer kann er nicht leiden, wie der Streit mit dem Fahrer zeigt. »Kalanick verkörpert die schlimmste Sorte Hybris und Arroganz des libertären Unternehmers«, schrieb ein Kritiker.

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