Angriffe auf Greifvogel-Horste nehmen zu

Mecklenburg-Vorpommern: Behördenvertreter und Naturschützer sehen Zusammenhang mit Windparkplänen

  • Lesedauer: 2 Min.

Schwerin. Schreiadler und Rotmilane stehen unter Schutz: Dennoch häufen sich die Attacken gegen die stattlichen Greifvögel. Allein im Landkreis Greifswald-Vorpommern gehen die Behörden von mindestens 16 Fällen aus, bei denen in den letzten Jahren Schreiadler- und Rotmilan-Horste vorsätzlich zerstört wurden. »Wir haben Anzeige erstattet«, sagte Kreissprecher Achim Froitzheim.

Seit einigen Monaten häufen sich Fälle von abgesägten Bäumen oder zerstörten Horsten. Auch im Kreis Ludwigslust-Parchim wurde Ende 2016 ein solcher Vorfall bekannt. Dort war eine Kiefer mit dem Horst eines Rotmilans in einem potenziellen Windeignungsgebiet abgesägt worden. In Nordwestmecklenburg war unter anderem eine Esche in Nähe eines Windeignungsgebietes gefällt worden.

Der Landkreis Vorpommern-Greifswald vermutet, dass hinter den mutwilligen Zerstörungen Profiteure des Windkraftausbaus stecken könnten - wie Landeigentümer, denen hohe Pachteinnahmen winken. »Alle zerstörten Horste befanden sich in potenziellen Windkrafteignungsgebieten«, sagte Kreissprecher Froitzheim. Das könne kein Zufall sein.

Der Naturschutzbund Nabu ist ebenfalls alarmiert, auch wenn bislang ein Beweis für einen Zusammenhang fehlt. »Schreiadler und Rotmilane sind windparkrelevante Arten«, sagte der Nabu-Experte Ulf Bähker. Der Verdacht, dass ein Zusammenhang besteht, liege nahe. Er warnte davor, Klimaschutz gegen Naturschutz auszuspielen. »Wenn es keinen ausreichenden Raum für weitere Windkraftanlagen gibt, dann muss man sagen, dass das Gebiet nicht geeignet ist«, sagte Bähker.

Nach Angaben des Nabu liegen die Standards bei den Abständen zwischen Horsten und Windkraftanlagen in Mecklenburg-Vorpommern unter denen, die bundesweit von Experten empfohlen werden. Die Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten hat in ihrem »Helgoländer Papier« Mindestabstände von Windkraftanlage von sechs Kilometern zu Schreiadler-Horsten und 1,5 Kilometern zu Rotmilan-Horsten empfohlen. In Mecklenburg-Vorpommern betragen die Abstände drei beziehungsweise einen Kilometer. Dies sei ein »Herunterschrauben von Anforderungen«, sagte Bähker.

Das Energieministerium, das einen weiteren Ausbau der Windkraft in Mecklenburg-Vorpommern proklamiert, distanzierte sich von kriminellen Aktionen, die im Zusammenhang mit dem Bau von Windkraftanlagen stehen könnten. dpa/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal