Studie: 2016 deutlich weniger Streiks in Deutschland
462.000 Arbeitstage fielen streikbedingt aus, 2015 waren es fast zwei Millionen
Düsseldorf. Die Zahl der Streiktage ist in Deutschland im Jahr 2016 deutlich zurückgegangen. Nach einer Erhebung der Hans-Böckler-Stiftung sind rund 462.000 Arbeitstage streikbedingt ausgefallen – im Jahr 2015 waren es noch rund zwei Millionen. Die Zahl der Arbeitnehmer, die an den rund 200 Arbeitskämpfen beteiligt waren, blieb mit knapp 1,1 Millionen nahezu unverändert. Das erklärte das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Stiftung am Dienstag in Düsseldorf.
»Entscheidend war 2016, dass diesmal große, über Wochen andauernde Arbeitsniederlegungen ausblieben«, sagte WSI-Experte Heiner Dribbusch. Die umfangreichsten Streiks waren der Analyse zufolge die Warnstreikwellen während der Tarifrunde des Öffentlichen Dienstes, an der sich rund 200.000 Beschäftigte beteiligten, und in der Metall- und Elektroindustrie mit mehr als 800.000 Streitbeteiligten.
Mit diesen Zahlen falle Deutschland im internationalen Vergleich eher zurück. Der Jahresdurschnitt liege bei 20 streikbedingten Ausfalltagen pro 1.000 Beschäftigten zwischen 2006 und 2015, erklärten die WSI-Wissenschaftler. In Frankreich und Dänemark gebe es etwa sechsmal so viele Streiktage pro Jahr, auch in Kanada, Belgien oder Großbritannien werde deutlich mehr gestreikt.
In Bezug auf die Anzahl der Streikenden seien die Warnstreiks in der Metall- und Elektroindustrie mit rund 80 Prozent entscheidend. Arbeitskampfbedingte Ausfalltage entfielen hingegen zu über 50 Prozent auf den Dienstleistungsbereich, 2015 hatte der Anteil auf Grund der großen Streiks im Sozial- und Erziehungsdienst sowie bei der Deutschen Post noch bei 90 Prozent gelegen.
Die Arbeitskampfbilanz des WSI ist den Angaben zufolge eine Schätzung auf Basis von Angaben von Gewerkschaften, Pressemeldungen und eigenen Recherchen. Dabei werden möglicherweise nicht alle Arbeitsniederlegungen wie lokal begrenzte Warnstreiks oder Streiks außerhalb des Tarifgeschehens erfasst. epd/nd
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