Kannibale Hannibal
Menschenleber, pikant - mit Bohnen, dazu einen Chianti. Die Stimme lüstert dem Genuss geradezu nach. Anthony Hopkins als menschenfressender Hannibal Lecter in »Das Schweigen der Lämmer«. Das Gesicht sehr weiß, mit ledernem Maulkorb, unter einem Licht, das im Kino ein Privileg der Vamps und der Wahnsinnigen ist. Er ist die männliche Diva des Überwahnsinns, der promovierte Menschenfresser. Nur sechzehn Minuten Film hat Lecter. Aber wohl für immer: lebendige Filmgeschichte. Der Thriller von 1991, mit dem Regisseur Jonathan Demme Filmgeschichte schrieb.
Demme, der 1944 geborene New Yorker, begann als Werbetexter, ehe seine Karriere als Drehbuchautor und Regisseur für über sechzig Streifen startete. Immer war seine Lust an Arbeit größer als die Ausformung einer unverwechselbaren Ästhetik. Ein Allrounder mit Bereitschaft auch zur TV-Serie. Er hatte Geduld, als sei sogar Hollywood auf den Fundamenten einer chinesischen Weisheit gebaut: Alles kommt zu dem, der warten kann. Für den großen Ruhm reicht wenig. Er kam mit »Philadelphia« (mit Tom Hanks). Und eben mit dem »Schweigen der Lämmer« mit Jodie Foster und Hopkins. Ein Porträt der Wahrheit: Weder das Böse noch das Unglücklichsein sind besiegbar. Wir gehen ins Kino, um nicht einsam zu sein - dieser Film offenbarte seinem Publikum, dass wir der Einsamkeit nicht entrinnen. Aber wir sind nie so einsam wie dieser Hannibal Lecter. Wenigstens dies. So wird just der Dämon zum Tröster. Grausam. Nun ist Demme im Alter von 73 Jahren gestorben. hds Foto: imago/United Archives
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