Basketballer aus Gotha steigen auf

Novum: Erstmals spielen drei Ostklubs erstklassig

  • Fabian Held und Bernd Scheffel, Gotha
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Oettinger Rockets Gotha haben am Mittwochabend das Novum perfekt gemacht. Zum ersten Mal werden - wenn auch alle Lizenzbedingungen erfüllt sind - in der kommenden Saison drei Klubs aus Ostdeutschland in der Basketball-Bundesliga antreten. Bereits vor dem Team aus Thüringen hatte der Mitteldeutsche BC den Aufstieg geschafft. Beide werden zusammen mit Science City Jena zu den 18 Mannschaften der höchsten deutschen Spielklasse zählen.

»Ich wünsche mir, dass unsere Sportart im Osten weiter boomt«, meinte MBC-Geschäftsführer Martin Geissler. Sein Klub hatte den direkten Wiederaufstieg geschafft. Für Gotha wird es das erste Erlebnis im Oberhaus sein. Jena hatte nach dem Aufstieg vor einem Jahr den Erstligaverbleib als Tabellen-13. vorzeitig gesichert. »Wenn drei Mannschaften in der ersten Bundesliga spielen, können sich die Fans auf interessante Derbys freuen«, sagte Geissler.

»Drei Ostteams in der BBL, das ist eine ungemein positive Entwicklung hinsichtlich der steigenden Aufmerksamkeit in den Medien und für Sponsoren. Ein Riesengewinn für unsere Sportart«, urteilte Jenas Geschäftsführer Lars Eberlein. Ein weiterer Vorteil: Punktspiele in Weißenfels, wo der MBC seine Heimspiele austrägt, und Erfurt, wo Gotha spielt, bedeuten kurze Wege und weniger Übernachtungskosten.

Das eine sind die wirtschaftlichen Pluspunkte, das andere ist die emotionale Seite. »Ich habe seit 1994 miterlebt, wie hart die Leute daran gearbeitet haben, eine neue Sportart zu etablieren, die nicht die Historie hatte wie andere Sportarten in der DDR«, sagte Jenas Coach Björn Harmsen. 2008/2009 hatte Jena schon mal Bundesliga gespielt, war aber nach nur einem Jahr wieder abgestiegen. Harmsen musste damals während der Saison gehen, seit 2013 steht er wieder in Jena an der Seitenlinie.

Science City Jena, der MBC und nun also auch noch die Oettinger Rockets Gotha. Klar war schon vor dem fünften Spiel des Playoff-Halbfinalduells der zweiten Liga Pro A gewesen, dass eine weitere ostdeutsche Mannschaft in die BBL sportlich aufsteigen würde: Gothas Gegner waren die Chemnitz 99ers. Nach einem 0:2-Rückstand nach Siegen drehten die Gothaer das Duell und schafften am Mittwochabend in Chemnitz ein 70:67 - es war der nötige Sieg Nummer drei. Trotz aller Kritiker und aller Querelen habe man es geschafft, sich zu »belohnen«, sagte Trainer Ivan Pavic an diesem für den Verein in jeder Hinsicht denkwürdigen Tag. Vor drei Jahren war Gründer Dirk Kollmar am 3. Mai 2014 im Alter von 50 Jahren gestorben. Der Verein widmete ihm nun den Aufstieg.

Bis Mitte des Monates rechnen die Vereinsverantwortlichen in Gotha mit dem Fax für die tatsächliche Bundesliga-Zulassung. Ein Mindestetat von 1,7 Millionen Euro und eine Halle für 3000 Zuschauer sind unter anderem Voraussetzung für die Lizenz. Man sei zuversichtlich, sagte Geschäftsführer Thomas Fleddermann: »Da haben wir das ganze Jahr drauf hingearbeitet.« dpa/nd

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