Trump mit Vorwurf des Geheimnisverrats konfrontiert

US-Präsident soll Geheiminformationen mit Russland besprochen haben / Weißes Haus weist Berichte zurück

  • Lesedauer: 3 Min.

Washington. US-Präsident Donald Trump soll Berichten mehrerer US-Medien zufolge mit Russlands Außenminister Sergej Lawrow und dem russischen US-Botschafter Sergej Kislyak hochsensibles Geheimdienstmaterial besprochen haben. Die beiden Gäste aus Russland hätten bei ihrem Besuch am vergangenen Mittwoch im Weißen Haus mehr erfahren, als die USA mit ihren Verbündeten teile, schrieb die »Washington Post« unter Berufung auf Quellen im Weißen Haus.

Bei den Informationen handele es sich um Material eines Geheimdienstes eines mit den USA befreundeten Landes. Die Informationen stammten aus dem inneren Zirkel der Terrormiliz Islamischer Staat. Aus dem, was im Oval Office gesagt wurde, sei möglicherweise auf die Quelle der Informationen und die Methode der Informationsgewinnung zu schließen. Der Urheber-Geheimdienst habe dafür keine Genehmigung erteilt. Allerdings ist es dem US-Präsidenten per Gesetz nicht verboten, Geheimnisse zu lüften.

Die Informationen seien in den USA als so vertraulich eingestuft worden, dass sie nicht einmal mit Verbündeten geteilt würden, wird unter Berufung auf gegenwärtige und frühere Mitarbeiter des Weißen Hauses weiter berichtet. Dem Bericht zufolge handelte es sich um Informationen über eine mögliche Bedrohung durch IS-Terroristen, die im Zusammenhang mit der Nutzung von Laptops an Bord von Flugzeugen stünden. Seit März dürfen Laptops und größere elektronische Geräte auf Flügen von sieben muslimischen Ländern in die USA nicht mehr in die Kabine mitgenommen werden. Grund ist die Befürchtung, dass in ihnen Sprengsätze versteckt werden könnten.

Der »Washington Post« zufolge soll Trump in dem Gespräch die Art und Weise enthüllt haben, wie der Islamische Staat einen Anschlagsplan verfolgt habe. Unter anderem habe der Präsident auch diejenige Stadt im vom IS gehaltenen Gebiet enthüllt, wo der Geheimdienst die Information bekommen hat. Geheimdienstexperten sagten, dies sei extrem gefährlich, weil die Quelle aufgedeckt werden und das gesamte System der Informationsbeschaffung auffliegen könnte.

Trumps Sicherheitsberater Herbert Raymond McMaster, der an der fraglichen Unterredung im Oval Office am vergangenen Mittwoch teilgenommen hatte, dementierte den Bericht in Teilen. Es seien bei der Unterredung keine Geheimnisse gelüftet worden, die nicht schon vorher öffentlich bekannt gewesen seien, erklärte er. Auch Außenminister Rex Tillerson, der ebenfalls im Raum war, sprang Trump zur Seite. »Während Präsident Trumps Treffen mit Außenminister Lawrow wurde eine breite Palette von Themen angesprochen, darunter gemeinsame Bemühungen und Bedrohungen im Bereich Terrorbekämpfung«, hieß es in einem Statement Tillersons, das das Weiße Haus veröffentlichte. »Während dieser Gespräche wurde Näheres über spezifische Bedrohungen diskutiert, es wurden aber keine Quellen, Methoden oder militärischen Operationen diskutiert«, heißt es darin.

Die Opposition kritisierte das Verhalten Trumps. Der Chef der Demokraten im Senat, Chuck Schumer, sagte, die Offenlegung von Geheimdienstinformationen sei »extrem gefährlich« und könne das Leben von Amerikanern in Gefahr bringen. »Der Präsident schuldet der Geheimdienstwelt, den Amerikanern und dem Kongress eine detaillierte Erklärung.« Agenturen/nd

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