Bunte Schals und Debatten
Nicolas Šustr über die geplante Diskussion von Kirche und AfD
Ein Meer bunter Schals wird dieser Tage die Hauptstadt dominieren. Einerseits die knallroten Exemplare der Kirchentagsbesucher, dazu kommen noch die schwarz-weißen Schals von Eintracht Frankfurt, während Borussia Dortmund knallgelbe Akzente setzt. Die Menge und die Desorientiertheit der Berlin-Besucher werden bei den verbleibenden Einheimischen für genug Nervfaktor sorgen.
Die eigentliche Reizfarbe des Kirchentags ist allerdings blau. Am Donnerstag wird der Berliner Bischof Markus Dröge mit Anette Schultner von der Vereinigung »Christen in der AfD« diskutieren. Die Initiative »Kein Publikum für die AfD« ruft die Besucher dazu auf, die geplante Veranstaltung nicht zu besuchen. Bilder vom gemeinsamen Auftritt schadeten dem Bischof, außerdem werde der Rechtsaußen-Partei eine Bühne für den Bundestagswahlkampf gegeben, so die Begründung für den Boykottaufruf. Wenn das Publikum fernbliebe, »könnte die Gesprächsrunde ganz unter sich klären, wie dialogfähig Frau Anette Schultner wirklich ist«, schreibt die Initiative.
Laut Schultner betrieben alle »Konsensparteien« die »Zersetzung von Familie, die Zersetzung von Glauben, die Zersetzung von Nation«. Christen hätten in der AfD nichts verloren, sagte wiederum Bischof Dröge einmal. Ob die Rechtspopulistin in dem Gespräch punkten können wird, ist eher fraglich. Die Chance, der rassistischen Weltsicht der AfD kontra zu geben, sollte genutzt werden.
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