Warnstreik bei Advance Pharma: Pharmaindustrie auf dem Rückzug

Der Berliner Medikamentenhersteller Advance Pharma wird abgewickelt. Für bessere Kündigungsbedingungen rief die IGBCE ihre Mitglieder in den Streik

Streikposten vor der Fabrik von Advance Pharma in Reinickendorf
Streikposten vor der Fabrik von Advance Pharma in Reinickendorf

Etwa 120 Mitarbeiter*innen des Pharma-Herstellers Advance Pharma haben am Mittwoch die Arbeit niedergelegt. Wie die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE) mitteilte, kam so die Produktion zum Erliegen. Der Mutterkonzern, die Aristo Pharma Group, hat beschlossen, den Standort in Berlin-Reinickendorf zu schließen. Laut IGBCE verlieren 180 Mitarbeiter*innen ihre Arbeit.

Mit dem achtstündigen Warnstreik reagierte die Gewerkschaft auf die stockenden Sozialplanverhandlungen zwischen Unternehmen und Betriebsrat. In einem Sozialtarifvertrag will die IGBCE mit dem Arbeitgeber Abfindungen sowie die Einrichtung einer Transfergesellschaft vereinbaren, »um den Beschäftigten eine Perspektive für Qualifizierung und Vermittlung in neue, gute Arbeit zu geben«, wie die IGBCE mitteilte. Der Erhalt der Arbeitsplätze sei nicht mehr Teil der Forderungen, hieß es von Betriebsrat und Gewerkschaft gegenüber »nd«.

Aristo Pharma ließ eine Anfrage unbeantwortet. Trotz Gehältern unterhalb des Branchentarifvertrags schrieb die Advance Pharma in den letzten Jahren Verluste, teilweise in zweistelliger Millionenhöhe. Advance Pharma ist ein Grundversorger. Mit der Schließung gingen inländische Produktionskapazitäten für wichtige Antibiotika verloren, erklärte die IGBCE.

Der Linke-Abgeordnete Damiano Valgolio deutete gegenüber »nd« auf Lücken der Versorgungssicherheit hin, die mit dem Rückzug der Pharmaindustrie aus Berlin einhergingen. Um dem entgegenzuwirken, müssten Krankenkassen, die Wirtschaftsförderung und die öffentliche Beschaffung an »Local-Content-Regelungen, also die Berücksichtigung einheimischer Erzeuger«, gebunden werden.

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