Gegen die Milchkrise

Landwirtschaftsminister stellt Bericht vor

  • Anna-Lena Ripperger
  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Der Deutsche Bauernverband (DBV) fordert von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) konkrete Verbesserungen für den deutschen Milchmarkt. »Nach der Krise ist vor der Krise«, erklärte DBV-Milchbauernpräsident Karsten Schmal am Donnerstag beim Milchgipfel in Schmidts Ministerium. Man müsse die strukturellen Defizite angehen. Schmidt hatte zum Gipfel neben Vertretern von Milchbranche und Handel den Präsidenten des Bundeskartellamts, Andreas Mundt, eingeladen.

Laut DBV ist die Lage für Milchbauern derzeit zwar »erheblich besser« als in den beiden Vorjahren. Sie erhalten demnach mit 33 Cent pro Liter Milch zehn Cent mehr als im Juni 2016. Darauf dürfe man sich aber nicht ausruhen, so Schmal.

Schmidt stellte seinen Milchbericht 2017 vor und skizzierte darin Handlungsfelder für die Milchwirtschaft und -politik auf nationaler und auf EU-Ebene. Eine zentrale Herausforderung ist demnach die »Volatilität der Preise für Milch und Milcherzeugnisse«. Hinzu kämen höhere Qualitätsansprüche der Verbraucher und eine veränderte Nachfrage, etwa nach laktosefreien Produkten oder Biomilch.

Schmidt regte die Gründung eines Branchenverbandes an, um eine »enge und schlagkräftige Zusammenarbeit« zu erzielen. Im Hinblick auf die Erfahrungen aus der Milchkrise, in der die Anpassung des Rohmilchangebots »zu träge und zu langsam« verlaufen sei, forderte er, Verträge zwischen Milchbauern und Molkereien »auf den Prüfstand« zu stellen - derzeit trügen vor allem die Bauern das Preisrisiko.

Schmidt forderte auch insgesamt eine »Neujustierung der Risikoverteilung«. Die Wirtschaft müsse sich in dem Maß engagieren, »wie sich die Milchmarktpolitik aus der staatlichen Risikovorsorge zurückzieht«, etwa über Terminkontrakte. Auf EU-Ebene werde sich das Landwirtschaftsministerium für eine Milchmarktpolitik einsetzen, die der Branche helfe, »Marktchancen zu nutzen«, aber »in außergewöhnlichen Marktsituationen« auch die Erzeuger schütze.

Einer Forderung der Erzeuger erteilte Schmidt eine vorläufige Absage: Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter fordert EU-weite, befristete Marktanpassungsschritte in schwierigen Marktsituationen. Eine solche Anpassung war 2016 im Rahmen des zweiten EU-Hilfspakets vorgenommen worden. Schmidt zufolge muss dieser Vorschlag zunächst umfassend geprüft werden, auch weil er die Milcherzeuger in ihrer »Entscheidungsfreiheit« einschränken würde.

Vor dem Tagungsgebäude demonstrierten Milchbauern für ein besseres Krisenmanagement und mehr Sicherheit für die Erzeuger. dpa/nd

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