Werbung

Macrons (De)moralisierungsgesetz

Guido Speckmann über Vorermittlungen gegen einen Vertrauten des Präsidenten

  • Guido Speckmann
  • Lesedauer: 1 Min.

»Ich werde darauf nicht antworten«, sagt Emmanuel Macron. So redet jemand, der in die Defensive geraten ist. Und in der Tat: Dass jetzt gegen Richard Ferrand, den engen Vertrauten und ehemaligen Generalsekretär der Bewegung »En marche«, Vorermittlungen der Justiz eingeleitet wurden, ist eine äußerst delikate Angelegenheit für den französischen Präsidenten. Denn Macrons Wahlerfolg lag auch daran, dass sich sein konservativer Gegenkandidat Fillon durch Affären selbst demontierte. Jetzt droht vielleicht noch nicht die Selbstdemontage Macrons, zumindest aber seine Demoralisierung.

Denn wer als eines der ersten Vorhaben ein Gesetz über die Moralisierung der Politik einbringt, sollte mit bestem Beispiel vorangehen. Ferrand, der Minister für territoriale Zusammenarbeit, tut dies offenkundig nicht. Wenn sich die Vorermittlungen zu Ermittlungen ausweiten, so hat es Macrons Premier Edouard Philippe gesagt, muss Ferrand gehen. Unabhängig davon steht jetzt schon fest: Symbolpolitisch hätte es für Macron nicht schlimmer kommen können. Gerade am Donnerstag legte Justizminister Bayrou den Entwurf für ein Gesetz zur Vermeidung von Interessenkonflikten im öffentlichen Leben vor. Anderthalb Wochen vor dem Beginn der Parlamentswahlen wirft ein Politskandal alten Stils ein schlechtes Licht auf den neuen Präsidenten, der angetreten ist, die Politik von Grund auf umzukrempeln.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal