Tihange, wir haben kein Problem

Grit Gernhardt ärgert sich über die Laissez-Faire-Einstellung bei Pannen-AKW

  • Grit Gernhardt
  • Lesedauer: 1 Min.

Risse im Reaktor! Was klingt wie eine Eilmeldung, ist beim belgischen Atomkraftwerk Tihange zur Gewohnheit geworden. Seit 2014 ist bekannt, dass in der Hülle des Uralt-Reaktors Tausende Risse zu finden sind, die laut Angaben der belgischen Atomsicherheitsbehörde aber den Betrieb nicht beeinflussen. Nun wurden bei einer Überprüfung weitere Risse gefunden, zudem gab es allein im Jahr 2015 über 3100 Hinweise auf Schäden. Trotzdem erlaubte das Amt das Wiederhochfahren des Kraftwerks.

Doch nicht nur Belgien nimmt das Thema locker: Die Bundesregierung hat zwar eine grenzübergreifende Expertenkommission eingerichtet, die einen Austausch über Probleme möglich machen soll, doch halten Atomkraftgegner das Gremium für Makulatur. Zudem werden deutsche Brennstäbe nach Belgien geliefert, die den Betrieb von Tihange und des zweiten Pannenreaktors Doel ermöglichen - laut Bundesregierung können die Exporte nicht gestoppt werden. Einige Juristen sagen, dass Deutschland den Lieferverpflichtungen nicht nachkommen müsse, falls die belgischen Meiler die Sicherheit der Bundesrepublik gefährden. Doch mit Restriktionen gegen die Atomindustrie tut sich Berlin bekanntlich schwer, wie die vermurkste Brennelementesteuer und die halbherzige Aushandlung des Atommüllfonds zeigen. Man kann nur hoffen, dass nicht demnächst Eilmeldungen über einen GAU zu lesen sind.

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