Lust auf Revanche

America’s Cup: Neuseelands Segler fordern USA heraus

  • Peer Lasse Korff, Hamilton
  • Lesedauer: 2 Min.

Jimmy Spithill fühlt sich wie ein großer, grimmiger Adler. Er drängt den kleinen, erschrockenen Kiwi in die Ecke und packt schließlich entschlossen zu - zumindest in dem provokativen Cartoon, den der Skipper von Oracle USA kurz vor dem Finalduell beim America’s Cup gegen seinen Erzrivalen Neuseeland postete. Spithill, Australier und ein Meister der Psychospielchen, ist voll in seinem Element. »Sicher ist Jimmy bissig. Aber wir müssen erst sehen, ob er auch etwas zu beißen kriegt«, sagte Segelexperte Jochen Schümann mit Blick auf die Auftaktrennen um die älteste Sporttrophäe der Welt am Sonnabend vor Bermuda. Der Ausgang sei »schwer abzuschätzen, es dürfte eng werden«.

Der Cartoon hatte etliche Kiwi-Fans auf die Palme gebracht. Neuseeländische Medien schrieben von einer »frechen Provokation«. Spithills Kontrahent Peter Burling lässt sich aber bislang nicht vom Getöse beeindrucken. »Wir sind ziemlich heiß darauf, den Cup nach Neuseeland zu bringen«, wiederholt er stoisch den Auftrag, den ihm eine ganze Segelnation vier Jahre nach der Schmach von San Francisco mit ins Gepäck gesteckt hat.

Die Wunde der 8:9-Niederlage nach 8:1-Führung schmerzt die Neuseeländer noch heute. »Das war außergewöhnlich brutal. Ich glaube nicht, dass man darüber hinwegkommt«, sagte Team-Vorstandsboss Grant Dalton. Ein Triumph in diesem Sommer würde zumindest etwas Linderung bringen. Sieben Siege sind dafür notwendig, die USA starten als Gewinner der ersten Runde mit einem Bonuspunkt. Doch die Hoffnungen der Herausforderer sind riesig. Bisher geht Rio-Olympiasieger Burling mit den großen Erwartungen cool um und bewies während der Qualifikationsrennen eine schnelle Lernfähigkeit. Er verbesserte insbesondere seine Starts mit dem 15 Meter langen Katamaran, der zeitweise mehr als 80 Stundenkilometer schnell über das Meer fliegt.

Auch Schümann ist von Burlings Vorstellungen beeindruckt. »Technisch segelt Burling auf einem Niveau mit Spithill, vielleicht ist er sogar einen Tick besser«, sagte der zweimalige Cup-Champion: »Von der Cleverness her könnte Spithill etwas überlegen sein. Es ist die Frage, ob er dazu kommt, seine Tricks anzuwenden.«

Die Amerikaner, unterstützt von Milliardär Larry Ellison, gehen als leichter Favorit in die Regatta. Spithill ist wild entschlossen, sich mit dem dritten Sieg hintereinander einen noch größeren Platz in den Geschichtsbüchern zu sichern. Kein anderer Skipper stemmte bislang bei drei aufeinanderfolgenden Cups die legendäre Silberkanne in die Höhe, die 1848 vom Londoner Juwelier R. & G. Garrard geschaffen wurde. Für sein großes Ziel legt sich der »Pitbull« nur allzu gerne mit einer ganzen Segelnation an. SID/nd

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