Auf die Räder, fertig, los!

Beim 10. Velothon in Berlin radelten Amateure um die Wette

  • Maria Jordan
  • Lesedauer: 3 Min.

Am frühen Sonntagmorgen ist es sogar in der Berliner Innenstadt ruhig. Auf den auto- und menschenleeren Straßen fielen sie deshalb an diesem Sonntag sofort auf: Durch die Morgensonne machen sich Tausende Radfahrerinnen und Radfahrer auf den Weg Richtung Tiergarten. Die meisten haben die Startnummer schon auf dem Trikot, mit der sie später auf der Straße des 17. Juni ins Rennen gehen.

Zum zehnten Mal schon findet der Velothon, der auch in Hamburg, Cardiff, Edmonton und Stockholm ausgefahren wird, in der Hauptstadt statt. Knapp 11 000 Menschen haben sich in diesem Jahr für das Jedermannrennen angemeldet; gefahren werden entweder 60, 120 oder in diesem Jahr erstmals 180 Kilometer durch Berlin und Brandenburg. Die Straßen wurden dafür komplett für den Autoverkehr gesperrt - an diesem Tag haben die Fahrradfans das Sagen. Die Strecken führen die Teilnehmenden an unzähligen Berliner Sehenswürdigkeiten wie dem Potsdamer Platz, dem Regierungsviertel und der Siegessäule vorbei. Der Velothon wird deshalb auch »die schnellste Stadtrundfahrt der Welt« genannt.

Mitmachen können alle, die ein Fahrrad und einen Helm besitzen. Günter Götz, der älteste Teilnehmer, ist bereits 80 - und fährt für das nd-Team die 60-Kilometer-Strecke mit. Beim Blick in den Startblock, der sich vom Brandenburger Tor bis zum Potsdamer Platz zieht, fällt auf, das die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Amateurrennens durchaus profimäßig aussehen. Im engen Radlerdress und Sponsorentrikots sitzen sie auf ihren Rennrädern und machen sich für den Start bereit. Zwischendurch entdeckt man aber auch Freizeitradlerinnen und -radler auf den etwas bescheideneren Citybikes, die ausgelassen mit der Fahrradklingel bimmeln und sich sichtlich wohlfühlen unter den geübten Amateuren.

Ab 7.30 Uhr rollen die ersten mit Rückenwind und unter Beschallung von Aerobic-Rhythmen ins Rennen - und legen gleich ein ordentliches Tempo vor. Bis um 8.15 sind alle Räder auf der Strecke, auch die Mitglieder des »nd«-Teams haben den Start gemeistert.

Wenig später sammeln sich viele der Zuschauerinnen und Zuschauer schon an der Zielgeraden, die traditionsgemäß auf der Straße des 17. Juni Richtung Brandenburger Tor verläuft. Lange müssen sie dort nicht warten, pünktlich um 9 Uhr fährt bereits der erste Fahrer durchs Ziel. Jan Annas hat das 60-Kilometer-Rennen gewonnen nach 1:29:37 Stunden mit einem Durchschnittstempo von 43,65 Stundenkilometern. Das Publikum begrüßt ihn mit Applaus und auch der Kommentator ist beeindruckt: »Das war schon ganz schön quick«, resümiert er. In Blöcken rauschen immer mehr Radelnde ins Ziel und stoßen beim Überqueren der Ziellinie Jubelschreie aus.

Der erste, der es aus dem nd-Team ins Ziel schafft, ist Wolfgang Groneberg. Überhaupt kann sich das Team sehen lassen: Helmut Seeger ist zweiter des Teams und in seiner Altersklasse sogar Erster geworden. Auch Anke Speth ist zufrieden - sie machte unter den Frauen den sechsten Platz. »Ziel war die Top Ten. Passt!«, freut sie sich. Für den 80-jährigen Günter Götz ist es das letzte Velothon-Rennen gewesen, nächstes Jahr will er nicht mehr antreten. »Ich bin so gefahren, dass ich noch mal Spaß hatte.«

Eine weitere Besonderheit an diesem Velothon-Jubiläum war die Fix-Gear-WM mit Start in Ludwigsfelde. Bei diesem inoffiziellen Weltmeisterschaftsrennen fahren die 500 Teilnehmenden die Marathonstrecke von gut 42 Kilometern auf sogenannten Fixies, also Rennrädern ohne Gangschaltung, Rücktritt und Bremsen. Als die »Fixer« ins Ziel rasen, tobt das Publikum. Die Szene erfreut sich inzwischen einiger Beliebtheit und hat sich mit dieser dritten Meisterschaft seinen Platz im Berliner Velothon erkämpft.

Ein Profirennen hatte es in diesem Jahr nicht gegeben, dafür stiegen am Samstag alte Radfahrlegenden noch einmal in den Sattel; darunter der ehemalige Tour-de-France-Etappensieger Jens Voigt, Bahn-Olympiasieger Guido Fulst und Ex-Bahnweltmeister Christian Lademann.

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