Weggentrifizierte Migranten
Simon Poelchau über Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt
Wenn die Zeiten härter werden, dann ist es häufig schnell zu Ende mit Solidarität und Toleranz. Dann werden gerne alte oder neue Vorurteile ausgepackt, die mitunter auch Konsequenzen haben, wie eine aktuelle Recherche des Bayerischen Rundfunks und des »Spiegel« zeigt. Hat man den falschen Namen, also einen der nicht deutsch klingt, findet man viel schwerer eine Wohnung als Lena oder Dirk. Da spielt es keine Rolle, wie gut man verdient. Vor allem private Vermieter schrecken türkische oder arabische Namen so sehr ab, dass sie die Bewerber häufig gar nicht erst zur Besichtigung einladen. Als ob Ismail automatisch ein islamistischer Terrorist wäre, der die Wohnung nur zum Bombenbauen mieten will.
Dass Frauen mit vermeintlich muslimischem Hintergrund nicht ganz so schlechte Chancen haben, ist indes nicht unbedingt ein Zeichen dafür, dass sie weniger diskriminiert werden, sondern vielmehr, dass neben der rassistischen Komponente noch eine sexistische auf dem Wohnungsmarkt hinzukommt. »Immerhin ist sie eine Türkin und kein Türke, also harmlos«, mag sich da manch ein Vermieter wohl denken.
Und ganz nebenbei wird damit auch die Bevölkerung des einen oder andere schicken, einst so multikulturellen Kiezes ausgetauscht. So trifft die Gentrifizierung vor allem auch Menschen mit Migrationshintergrund.
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