Feuerwehrmann für Hollywood
Personalie
Im deutschen Fußball trieben bis in die Nullerjahre hinein »Feuerwehrmänner« ihr Unwesen. Diese Verballhornung des prestigeträchtigen Berufs war lange nicht aus dem Stanzenrepertoire des Sportjournalismus wegzudenken: Wenn gegen Ende einer Saison ein Verein abzusteigen drohte, stellte er Trainer wie Peter Neururer oder Felix Magath ein, deren Brandlöschkompetenz auf eine konditionszentrierte Trainingsmethodik und einen militärischen Führungsstil zurückgeführt wurde. Das moderne Laptopcoaching mag diese Figur aus dem Kickergewerbe verdrängt haben, in Hollywood gibt es sie noch. Denn wenn dort die Fetzen fliegen, dann tritt Ron Howard hervor und rettet die Projekte. Das geschah etwa 2016, als Paul Thomas Anderson die geplante Realfilmadaption von Carlo Collodis Kinderbuchklassiker »Pinocchio« absagte. Aus dem Off meldete sich Howard. Jetzt ist zwar der Kinostart noch nicht bekannt, dafür aber die Regie gesichert.
Ein gravierenderer Fall ist das Biopic über den bisher von Harrison Ford gespielten Han Solo aus »Star Wars«. Seit Monaten laufen die Dreharbeiten zu dem Spin-off. Der Kinostart ist auf Mai 2018 festgelegt. Trotzdem gab Disney am vergangenen Dienstag bekannt, die beiden Regisseure Phil Lord und Chris Miller wegen »künstlerischer Unstimmigkeiten« gefeuert zu haben. Weil der Drehplan nur noch wenige Wochen der Arbeit vorsieht, soll Ron Howard ab sofort retten, was zu retten ist.
Im Gegensatz zu den miesepetrigen Fußballern ist dieser »Feuerwehrmann« in seiner Branche nicht als Drill Instructor verschrien. In US-Talkshows schwärmen Kollegen regelmäßig von dem Oscar-Preisträger (»A Beautiful Mind«) und in der Zeichentricksitcom »The Simpsons« veralberte der heute 63-Jährige sich in Gastauftritten als unbeholfener Kindskopf. Ein Image, das aus seiner Zeit als Schauspieler stammt und durch die TV-Serie »Happy Days« (1974 - 1984) entstand. Dort spielte er die Rolle des Richie Cunningham, der am Ende Karriere macht - nein, nicht als Feuerwehrmann, sondern in Hollywood.
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