US-Akten belasten Winterkorn

Bericht: Ex-VW-Chef wusste früh von Dieselskandal

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Im Dieselskandal bei Volkswagen wird Ex-Konzernchef Martin Winterkorn laut der »Bild am Sonntag« von Kronzeugen und US-Ermittlungsakten schwer belastet. Winterkorn habe mindestens zwei Monate vor Bekanntwerden des Skandals von den Manipulationen erfahren, schrieb die Zeitung. Ein VW-Abgasspezialist habe dem damaligen Konzernchef sowie VW-Markenchef Herbert Diess bei einem Treffen am 27. Juli 2015 ausführlich die Betrugssoftware erklärt, mit der weltweit etwa elf Millionen Fahrzeuge manipuliert wurden. »Ich hatte nicht das Gefühl, dass Winterkorn zum ersten Mal davon gehört hat«, zitiert die »BamS« den Experten und heutigen Kronzeugen. Das Blatt beruft sich auf »Hunderte Zeugenbefragungen, FBI-Berichte, interne E-Mails und geheime Präsentationen«.

Bisher gab der Konzern an, die Spitze um Winterkorn habe erst wenige Tage vor Bekanntwerden des Skandals in den USA im September detailliert von den Manipulationen erfahren. Gegen Winterkorn, Diess, den heutigen VW-Chef Matthias Müller sowie VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch laufen aber Ermittlungen wegen des Verdachts, den Kapitalmarkt entgegen der Vorschriften nicht rechtzeitig über die Probleme informiert zu haben. Außerdem ermittelt die Staatsanwaltschaft Braunschweig gegen fast 40 Beschuldigte wegen Betrugsverdachts, auch gegen Winterkorn.

Die Sitzung vom 27. Juli hatte nach dpa-Informationen deutlich mehr als ein Dutzend Teilnehmer, dazu kamen weitere Zuhörer wie Büroleiter oder Referenten. Die US-Kanzlei Jones Day, die im VW-Auftrag den Dieselskandal untersucht, habe in diesem Zusammenhang mehr als 50 Interviews geführt. Die Aussagen der Teilnehmer seien widersprüchlich, hieß es. Nicht alle Beteiligten befanden sich durchgehend im Raum und haben das Sitzungsprotokoll unterschrieben worden. »Winterkorn hat niemanden angewiesen, die Existenz der Software preiszugeben. Nur Winterkorn konnte diese Entscheidung treffen«, zitiert die Zeitung den Kronzeugen. Der VW-Chef habe nur genehmigt, das Problem bei Gesprächen mit den US-Behörden teilweise offenzulegen. dpa/nd

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