Aufruf zum Umdenken
Stefan Otto wundert sich nicht über steigende Schülerzahlen
Die Bertelsmann-Studie will als Weckruf verstanden werden, darauf legen die Autoren Wert. Die Kultusminister gehen in ihren Berechnungen nämlich noch immer von sinkenden Schülerzahlen aus. Als gäbe es keine europäische Binnenwanderung, keine Flüchtlingsbewegung und auch keine steigende Geburtenrate. Sicherlich war dies nur bedingt vorhersehbar, und auch künftig können die Entwicklungen schwankend sein. Um adäquat auf diese Einflüsse reagieren zu können, bedarf es einer guten Zusammenarbeit von Bund, Ländern und Kommunen. Bestehende Kooperationsverbote sind dabei hinderlich.
Aktuell drohen nun aber gravierende Engpässe: Zum einen fehlen Schulen, dies trifft die Provinz sicherlich weniger als die Großstädte; zum anderen Lehrkräfte, was verwundert. Schließlich gibt es an den Universitäten einen Studierendenboom, und in der vergangenen Dekade flossen Milliardenbeträge in den Hochschulausbau. Wenn daraus trotzdem ein Lehrermangel resultiert, dann scheint es gravierende Mängel bei der Ausbildung zu geben.
Sollte das von der Stiftung erwartete Szenario eintreten, würde dies das Klima in den Schulen gravierend belasten, zumindest in den öffentlichen Einrichtungen. Wer es sich von den Eltern leisten kann, wird seine Kinder künftig vermehrt auf private Schulen schicken, das ist naheliegend. Mehr denn je würde die Herkunft dann aber über Bildungschancen entscheiden.
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