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Angreifer in Jerusalem töten zwei Polizisten

Israelische Sicherheitskräfte erschießen mutmaßliche Täter / Großmufti festgenommen / Abbas verurteilt »Gewalt von jeder Seite«

  • Majeda El-Batsh, Jerusalem
  • Lesedauer: 3 Min.

Drei Angreifer haben am Freitag in der Altstadt von Jerusalem auf israelische Polizisten geschossen und zwei von ihnen tödlich verletzt. Die Angreifer wurden bei ihrer Flucht zum Tempelberg von israelischen Sicherheitskräften getötet, wie die Polizei mitteilte. Ein weiterer Polizist wurde bei dem Angriff verletzt. Bei den Angreifern handelte es sich nach Angaben israelischer Behörden um arabische Israelis. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas verurteilte den Angriff in einem Telefonat mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu.

Zwei Beamte seien ihren Verletzungen erlegen, sagte Polizeisprecher Micky Rosenfeld wenige Stunden nach dem Angriff. Die Polizisten seien im Krankenhaus gestorben. Die drei Angreifer hatten in der Altstadt das Feuer auf die Beamten eröffnet. Sie trugen nach Polizeiangaben neben den Schusswaffen auch Messer bei sich.

Bei den Angreifern handelte es sich nach israelischen Angaben um israelische Araber. Sie wurden von Sicherheitskräften getötet, nachdem sie zum Tempelberg geflohen waren. Auf dem Tempelberg befinden sich die Al-Aksa-Moschee und der Felsendom, zwei der heiligsten Stätten des Islam. Die gesamte Altstadt wurde abgeriegelt, die Freitagsgebete in der Al-Aksa-Moschee wurden abgesagt.

Nach dem Angriff hat die israelische Polizei nach Angaben der Familie den obersten muslimischen Geistlichen der Stadt festgenommen. Wie dessen Sohn am Freitag bekannt gab, wurde Großmufti Muhammad Ahmad Hussein von der Polizei in Gewahrsam genommen.

Es war der erste derartige schwere Angriff mit Schusswaffen in Jerusalems Altstadt seit Jahren. Die Altstadt befindet sich in Ost-Jerusalem, das von Israel während des Sechs-Tage-Kriegs 1967 besetzt und später annektiert wurde. Am Fuß des Tempelbergs steht die Klagemauer, die heiligste Stätte des Judentums.

Abbas habe den Angriff in dem Telefonat mit Netanjahu »stark verurteilt«, er habe »jede Gewalttat von jedweder Seite« zurückgewiesen, berichtete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa. Netanjahu habe »alle Seiten zur Ruhe aufgefordert«.

Abbas rief in der Vergangenheit wiederholt zu gewaltfreiem Widerstand gegen die israelische Besatzung auf. Die am Freitag ausgesprochene Verurteilung von Gewalttaten fiel stärker aus als bei früheren Anlässen. Netanjahu sagte dem palästinensischen Präsidenten laut einer offiziellen Erklärung, Israel werde »alle erforderlichen Maßnahman ergreifen«, um derartige Zwischenfälle künftig zu verhindern.

Immer wieder gibt es auf dem Tempelberg gewaltsame Zusammenstöße zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften. Der Status von Ost-Jerusalem zählt zu den zentralen Streitpunkten im Nahost-Konflikt. Bei den arabischen Israelis handelt es sich um die Nachkommen von Palästinensern, die nach der Gründung Israels 1948 im Land geblieben sind.

Israelische Medien verbreiteten ein Video vom Gelände vor der Al-Aksa-Moschee, in dem Schüsse zu hören waren. »Ich stand hier, und dann hörte ich die Schüsse«, sagte der 60-jährige Wasserverkäufer Basem Badawi. »Ich dachte, es sei ein Feuerwerk. Aber dann sah ich die Polizei von überall her kommen.«

Seit Oktober 2015 wurden bei einer Gewaltserie in Israel und den Palästinensergebieten mehr als 280 Palästinenser, 42 Israelis und sieben Ausländer getötet. Bei der Mehrzahl der getöteten Palästinenser handelte es sich um erwiesene oder mutmaßliche Attentäter, die zumeist Messer für ihre Angriffe verwendeten.

Zuletzt war Mitte Juni eine israelische Polizistin nahe der Altstadt von Jerusalem von einem Angreifer erstochen worden. Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte die Tat für sich, die palästinensische Hamas und israelische Sicherheitskreise zogen dies allerdings in Zweifel.

In der Nähe von Bethlehem wurde nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums in einem Flüchtlingslager ein 18-jähriger Palästinenser getötet. Der Palästinenser habe eine Schussverletzung an der Brust erlitten, als israelische Sicherheitskräfte sich in Dheischeh am Freitag gewaltsame Auseinandersetzungen mit Palästinensern lieferten, hieß es weiter. Von der israelischen Armee wurden die Zusammenstöße bestätigt, nicht jedoch der Tod des Jugendlichen. AFP/nd

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