»Es fehlt eine gesamte Generation«
Sachsen: Lehrerschaft an Berufsschulen überaltert
Dresden. Sachsens Berufsschulen leiden nach Verbandsangaben unter teils drastischem Lehrermangel. »Der Mangel ist derzeit da - in manchen Bereichen äußerst signifikant«, sagte der Vorsitzende des sächsischen Berufsschullehrerverbands (LVBS), Dirk Baumbach, der dpa.
Den Altersschnitt der derzeit rund 4000 Berufsschullehrer im Freistaat schätzte Baumbauch auf 50. Pro Jahr gingen rund 200 in Rente, es kämen aber zu wenige junge Lehrer nach. »Es fehlt eine gesamte Generation.«
Nach Angaben des sächsischen Kultusministeriums in Dresden fehlen besonders in der Elektro- und Informationstechnik sowie in der Metalltechnik Lehrer. Dennoch könnten in Sachsen alle Ausbildungsberufe derzeit angeboten werden, hieß es. Schulschließungen drohten grundsätzlich nicht durch Lehrermangel, sondern höchstens wegen der sinkenden Nachfrage seitens der Schüler.
Ein Grund für die Knappheit an Berufsschullehrern: Es entscheiden sich zu wenige Abiturienten für das Berufsschullehramt. Im Wintersemester 2016/17 hätten sich 112 Studenten eingeschrieben - für 200 Studienplätze, teilte das Ministerium mit. Und diese 112 Studenten - wenn sie denn ihr Studium schafften - blieben nicht zwingend in Sachsen, betonte Baumbach vom LVBS.
»Abiturienten haben den Beruf nicht im Blick«, sagte Baumbach. Zudem seien die Anforderungen an einen angehenden Berufsschullehrer beispielsweise im Metallbereich sehr hoch. »Der muss sich ein so breites Wissensspektrum aneignen, dass er kein Land sieht.« In der Wirtschaft lockten für Metallspezialisten teils bessere Angebote. Um dem Mangel zu begegnen, setzt das Kultusministerium nach eigenen Angaben unter anderem auf Quereinsteiger. Diese hätten aber nicht unbedingt das nötige pädagogische Know-how, sagte Baumbach.
Um mehr junge Leute für das Berufsschullehramt zu interessieren, schlug er eine engere Kooperation der Berufsschulen mit den Hochschulen vor. dpa/nd
Andere Zeitungen gehören Millionären. Wir gehören Menschen wie Ihnen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Dank der Unterstützung unserer Community können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen ins Licht rücken, die sonst im Schatten bleiben
→ Stimmen Raum geben, die oft zum Schweigen gebracht werden
→ Desinformation mit Fakten begegnen
→ linke Perspektiven stärken und vertiefen
Mit »Freiwillig zahlen« tragen Sie solidarisch zur Finanzierung unserer Zeitung bei. Damit nd.bleibt.