Ein Leidensmonat für S-Bahnnutzer

Bis 21. August fahren keine Züge zwischen Ostkreuz und Lichtenberg

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 3 Min.

Der Bau-Endspurt am Ostkreuz beginnt – umfangreiche Sperrungen sind die Folge. Dieses Wochenende wird die komplette Ost-West-Trasse der Stadtbahn gesperrt sein.

»Irgendwann müssen wir in den sauren Apfel beißen«, sagt Bahn-Sprecher Burkhard Ahlert. Dieses Wochenende wird er besonders sauer. Ab diesen Freitag, 22 Uhr bis Sonntagnacht werden die Linien S5, S7 und S75 zwischen den Bahnhöfen Lichtenberg und Grunewald beziehungsweise Olympiastadion unterbrochen sein. Die S-Bahn empfiehlt als Umfahrung die Ringbahn und diverse U-Bahnlinien. Nichts geht mehr auf der Stadtbahn, während gleichzeitig Hunderttausende Menschen im Tiergarten den Christopher Street Day feiern werden.

»Wir müssen die Ferienzeit nutzen, um zu bauen, weil dann deutlich weniger Fahrgäste unterwegs sind«, sagt Ahlert. Und der CSD? »Irgendetwas treffen wir immer damit«, so der Bahnsprecher. »In Berlin ruckelt sich immer irgendwie alles zurecht«, gibt sich Petra Reetz optimistisch. Sie ist Sprecherin der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG).

Grund der Sperrung auf der Stadtbahn ist die Inbetriebnahme des neuen Signalsystems zwischen Ostbahnhof und Westkreuz. 231 Signale mussten dafür umgerüstet werden. Gegenüber der bisherigen Technik, die mit mechanischen Fahrsperren und Streckenanschlägen eine ungewollte Vorbeifahrt am Halt zeigenden Signal verhindert, überwacht das neue System zusätzlich die Einhaltung der zulässigen Geschwindigkeit der Züge.

Zwischen Ostkreuz und Lichtenberg werden allerdings für einen ganzen Monat, noch bis 21. August, keine Züge fahren. Der Grund ist eigentlich ein erfreulicher: Nach über zehn Jahren Bauzeit nähert sich der Bahnhof Ostkreuz der Fertigstellung. Der wichtigste Umsteigepunkt im Osten der Hauptstadt wurde weitgehend bei laufendem Betrieb umgebaut. Mit wechselnden Provisorien war der Bahnhof fast durchgehend nutzbar.

Von Lichtenberg bis zum Ostbahnhof werden Ersatzbusse fahren. Zwischen Ostkreuz und Ostbahnhof verkehren außerdem S-Bahn-Pendelzüge im Viertelstundentakt.

Die S3 erreicht noch bis zum 30. Juli den Bahnhof Ostkreuz wie gewohnt. Bis 8. August wird ein Pendelverkehr im Viertelstundentakt ab Karlshorst angeboten, allerdings muss noch einmal am Betriebsbahnhof Rummelsburg umgestiegen werden. Zwischen 8. und 20. August fahren schließlich nur noch Ersatzbusse zwischen Karlshorst und Ostkreuz.

Die Bahn nutzt den Monat, um neue Gleise, neue Weichen und neue Bahnsteige an der Warschauer Straße und am Ostkreuz an das S-Bahn-Netz anzuschließen. Zeitgleich findet in diesem Bereich die Prüfung und Inbetriebnahme des neuen elektronischen Zugsicherungssystems statt.

Die U5 ist zwischen Lichtenberg und Alexanderplatz eine Ausweichmöglichkeit. Die BVG will während der Bauzeit auf dem Abschnitt einen Drei- bis Vier-Minutentakt fahren. Normalerweise verkehren die Züge alle fünf Minuten. »Wir haben zwei zusätzliche Züge von der U7 per Tieflader zur U5 gebracht«, sagt Petra Reetz. Dort seien die Wagen wegen des Ferienfahrplans entbehrlich.

Nicht groß erwähnt werden von BVG und S-Bahn die weiteren Einschränkungen. Auf dem Abschnitt zwischen Ostbahnhof und Westkreuz entfallen die Züge der S75 komplett. Zwischen Wartenberg und Lichtenberg wird die Linie nur alle 20 Minuten fahren. Zusätzlich wird die Straßenbahnlinie M4 für zwei Wochen ab 31. Juli zwischen Hackescher Markt und Buschallee durch Busse ersetzt. »Durch mangelnde Abstimmung sind wieder gleichzeitig parallele Verbindungen gesperrt«, beklagt Jens Wieseke vom Fahrgastverband IGEB.

Wenn am 21. August alles überstanden ist, wird erstmals seit einem Jahrzehnt die S3 wieder bis in die Innenstadt fahren. Ab Dezember sollen auch Regionalexpresse am Ostkreuz halten.

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