Information ist machbar

Nicolas Šustr wundert sich über die Internetseite des Berliner Senat zum Flughafen Tegel

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 2 Min.

Es ist erstaunlich, welche Liebe ein nicht unerheblicher Teil der Berliner Bevölkerung diesem Flughafen am Nordwestrand der Innenstadt entgegenbringt. Dazu kommt noch das Denkzettelpotenzial für das kolossal versaute Vorzeigeprojekt des neuen Zentralflughafens BER. Offensichtlich trauen viele dem Senat zu, dass die Hauptstadt irgendwann ganz ohne Flughafen dasteht.

Dieses Unzufriedenheitspotenzial wurde lange unterschätzt. Hektische Betriebsamkeit, wie sie der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) mit seinen unausgegorenen Ideen für eine U-Bahnverlängerung bis zum BER zeigte, war wohl die Folge der nicht nur bei ihm spät reifenden Erkenntnis, dass dieses Volksbegehren zu einer Niederlage für den Senat werden könnte. »Wir hatten damals auch gedacht, dass sie die Unterschriften nie zusammenkriegen, weil das ganze Projekt so lächerlich ist«, gibt die Grünen-Landesvorsitzende Nina Stahr zu. So ein Volksentscheid ohne sachliche Grundlage befördere die Politikverdrossenheit, heißt es bei den Grünen. Schließlich ließe sich eine gewünschte Offenhaltung realistisch sowieso nicht umsetzen.

Es ist schwierig, gegen Emotionen anzukommen. Vor allem durch Information versuchen Senat, Parteien und Verbände die Bürger davon zu überzeugen, dass Tegel viel zu wertvoll für Flugzeuge ist. Die SPD kriegt’s hin, die Grünen kriegen’s hin, ansprechende Homepages zum Thema zu gestalten. Betretenes Schweigen ist die Reaktion all jener, die die Webseite des Senats betrachten. Ein paar dürre Zeilen, erst nach einer Weile erschließt sich die Navigation. Es ist schwierig, einen Flughafen zu bauen. Aber eine Internetseite, das sollte doch zu schaffen sein.

- Anzeige -

Andere Zeitungen gehören Millionären. Wir gehören Menschen wie Ihnen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser*innen und Autor*innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.

Dank der Unterstützung unserer Community können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen ins Licht rücken, die sonst im Schatten bleiben
→ Stimmen Raum geben, die oft zum Schweigen gebracht werden
→ Desinformation mit Fakten begegnen
→ linke Perspektiven stärken und vertiefen

Mit »Freiwillig zahlen« tragen Sie solidarisch zur Finanzierung unserer Zeitung bei. Damit nd.bleibt.