Gebäuderisse nach misslungener Erdbohrung

Baden-Württemberg: Firmen zahlen nur knapp 1,2 Millionen Euro - Betroffene bleiben auf den meisten Kosten sitzen

  • Lesedauer: 2 Min.

Staufen. Fast zehn Jahre nach den ersten Gebäuderissen durch Erdwärmebohrungen in dem Ort Staufen bei Freiburg hat das Land Baden-Württemberg einer außergerichtlichen Einigung mit verantwortlichen Firmen zugestimmt. Schadenersatzklagen und langjährige juristische Auseinandersetzungen mit ungewissem Ausgang sollten dadurch vermieden werden, sagte Bürgermeister Michael Benitz (parteilos) am Dienstag.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) bestätigte den Schritt. Die verantwortlichen Bohrfirmen zahlen Kretschmann zufolge insgesamt 1,175 Millionen Euro, die Stadt verzichtet dafür im Gegenzug auf alle weiteren Forderungen. Der Gesamtschaden liegt nach Angaben der Stadt bei mehr als 50 Millionen Euro. Den Großteil der Kosten müssten daher nun die Stadt, das Land und die betroffenen Hausbesitzer tragen.

Jeden Monat hebt sich Staufen im Schnitt um knapp drei Millimeter, ein Ende ist nicht abzusehen. Als Ursache gilt eine missglückte Erdwärmebohrung im Herbst 2007, seither kommt es in Gebäuden zu Rissen und anderen Schäden. Im historischen Ortskern sind laut Behörden durch die Erdbewegungen mehr als 270 Gebäude beschädigt. Bei der Bohrung waren den Angaben zufolge Bohrsonden im Untergrund auf eine Erdschicht gestoßen, die sich in Verbindung mit Grundwasser in Gips verwandelt. Die Schicht quillt nun auf und die Erde hebt sich.

Am gleichen Tag wurde gemeldet, dass das umstrittene Erdwärmekraftwerk im südpfälzischen Landau demnächst einen Probebetrieb absolvieren soll. Auch Einzeltests von Anlagenteilen seien geplant, sagte der Leiter der Abteilung Bergbau beim Landesamt für Geologie und Bergbau, Thomas Dreher. Allerdings seien nur Tests genehmigt, kein Betrieb. Die Tests seien nötig, damit Sachverständige abschließend untersuchen könnten, ob die Sicherheitsvorkehrungen eingehalten würden.

Das Kraftwerk war im März 2014 stillgelegt worden, nachdem sich der Boden in der Umgebung stellenweise um mehrere Zentimeter gehoben hatte. Experten hatten das mit dem Werk in Zusammenhang gebracht. dpa/nd

- Anzeige -

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.