Gesicht gesichtet?

Bundespolizei startet in Berlin Test zur Erkennung durch Überwachungskameras

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Haben Sie die ältere Dame auf dem Bild erkannt? Oder die jüngere Frau? Gar nicht so einfach, so eine Gesichtserkennung! Und alles andere als unumstritten.

In Berlin startet die Bundespolizei in der kommenden Woche einen Versuch im Bahnhof Südkreuz. Über 250 Testpersonen machen freiwillig mit, sie haben Name und zwei Fotos speichern lassen - und sollen in den kommenden sechs Monaten von Kameras und Computerprogramm erkannt werden.

Beteiligt sind zudem Bundeskriminalamt, Bahn und Bundesinnenministerium. Angeblich geht es um verbesserte Sicherheit und die Abwehr von Gefahren. Vor allem aber ist es ein Technikexperiment, mit dem »Big Brother« noch ein bisschen größer wird.

Dass Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) voll des Lobes für die automatische Gesichtserkennung ist, wundert wenig. Auch nicht, dass sich unter Datenschützern Entsetzen angesichts des Experiments breitmacht. Die zuständige Bundesbeauftragte Andrea Voßhoff, eine Parteifreundin von de Maizière, formulierte bereits »grundsätzliche Bedenken«. Denn was womöglich erfolgreich getestet wird, wird später auch massenhaft eingesetzt - mit der Freiheit, sich anonym in der Öffentlichkeit zu bewegen, wäre es dann nicht mehr allzu weit her.

Abgesehen davon gibt es beträchtliche Zweifel daran, dass so ein System ohne Fehler funktioniert. Der Ex-Pirat und heutige SPD-Mann Christopher Lauer rechnet vor: Schon bei einer Fehlerquote von eins zu einer Million könnte die Gesichtserkennung, die hier eher Verkennung wäre, in Berlin mit seinen drei Millionen Fahrgästen im Öffentlichen Nahverkehr zu drei falschen Polizeieinsätzen führen - und zwar pro Tag. »Es gibt eine totale Fixierung auf nutzlose Überwachungstechnik«, so Lauer. nd/dpa Seite 13

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