Frei, Anklage bleibt
Türkei: Sieben Journalisten aus Gefängnis entlassen
Istanbul. Sieben Mitarbeiter der türkischen Zeitung »Cumhuriyet« sind unter Auflagen aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Sie verließen am Sonnabend die Istanbuler Haftanstalt Silivri. Er hoffe, dass auch seine vier weiterhin inhaftierten Kollegen bald freikommen, sagte der Karikaturist Musa Kart nach seiner Freilassung. Der Prozess gegen die insgesamt 17 Angeklagten begann vorigen Montag. Ein Gericht in Istanbul hatte am Freitag angeordnet, Kart, den Literaturchef der Zeitung sowie Mitarbeiter aus der Justizabteilung nach neun Monaten im Gefängnis vorläufig freizulassen. Sie bleiben angeklagt und müssen sich regelmäßig bei den Behörden melden. Die vier prominentesten Angeklagten - Herausgeber Akin Atalay, Chefredakteur Murat Sabuncu, die Investigativjournalisten Ahmet Sik und Kolumnist Kadri Gürsel - müssen hingegen weiterhin in Haft bleiben. Bislang waren elf der insgesamt 17 angeklagten Zeitungsmitarbeiter inhaftiert. Zumeist saßen sie seit Ende Oktober hinter Gittern, nur Sik wurde zwei Monate später festgenommen. Den »Cumhuriyet«-Mitarbeitern wird vorgeworfen, die Gülen-Bewegung sowie die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und die linksextreme DHKP-C zu unterstützen. Die Angeklagten wiesen diese Vorwürfe in ihren Plädoyers zurück. Sie verwiesen darauf, dass die Zeitung die Gülen-Bewegung ebenso wie die kurdischen Separatisten immer kritisiert habe. Die Zeitung wirft der Regierung vor, eine der letzten unabhängigen Pressestimmen zum Schweigen bringen zu wollen.
»Unzulängliche Justiz«, lautete am Sonnabend die »Cumhuriyet«-Schlagzeile über einem Foto der vier inhaftierten Mitarbeiter. »Unsere Freunde und ihre Anwälte haben bewiesen, dass die Anschuldigungen unbegründet und illegal sind. Die Welt hat es gesehen, das Gericht aber nicht.« AFP/nd Kommentar Seite 4
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