Vom Junkie zum WM-Favoriten

Luvo Manyonga aus Kapstadt startet am Freitag bei der Leichtathletik-WM in London

  • Kristof Stühm und Christoph Leuchtenberg, London
  • Lesedauer: 3 Min.

Mbekweni, eine Township im Nordosten von Kapstadt. Wellblechhütten, viel Armut und Gewalt, wenig Hoffnung. Eine harte Gegend. Bis vor gut zwei Jahren hing hier auch Luvo Manyonga mit seinen Kumpels in den Bars ab, er trank und rauchte »Tik« - Crystal Meth. »Ich dem Tod nahe«, sagte Manyonga einmal über seine Sucht.

Mittlerweile gilt Manyonga als clean und ist bei der am Freitag beginnenden Leichtathletik-WM in London der Favorit auf Gold im Weitsprung, vor der Qualifikation am Freitag führt der Südafrikaner die Weltbestenliste mit seinen 8,65 Metern deutlich an. Es klingt wie ein Märchen. »Jeden Tag denke ich daran, wo ich wohl wäre, gäbe es die Menschen nicht, die in meinen dunkelsten Tagen an mich geglaubt haben«, so der Afrika-Rekordhalter. Manyonga gilt schon lange als Riesentalent, 2010 wurde er U20-Weltmeister, schon als 19-Jähriger sprang er über acht Meter. Doch sein Leben inmitten von Verbrechen und Armut in Mbekweni blieb ein täglicher Kampf, der Verlockung, sich mit den Drogen zu betäuben, konnte Manyonga nicht widerstehen. 2012 wurde er positiv auf Methamphetamine - Crystal Meth - getestet. 18 Monate Dopingsperre, Manyonga verliert den Halt und driftet vollends in den Drogensumpf ab. Auch die Beerdigung seines ehemaligen Trainers nach einem tödlichen Autounfall verpasste er, weil er »Tik« rauchte.

John McGrath, ein Fitnesscoach und ehemaliger Ruderer, hörte von Manyongas Geschichte, nahm Kontakt zu ihm auf und motivierte ihn wieder zum Training. Jeden Tag holte McGrath ihn in der Township ab. »Ich habe Luvo gesagt: ›Du kannst kein Doktor werden, aber der beste Weitspringer der Welt. Oder ein Abhängiger bleiben‹«, sagte McGrath der »Süddeutschen Zeitung« über diese Zeit. Irgendwann wurde auch der südafrikanische Verband wieder auf Manyonga aufmerksam und holte ihn 2015 ins schicke Trainingszentrum nach Pretoria.

Weit weg von den alten Kumpels und den »Tik«-Pfeifen geht es seitdem mit Manyonga unter seinen neuen Trainern Toby Sutcliffe und Neil Cornelius rasant aufwärts. Bei Olympia in Rio holte er Silber, Manyonga landet nur einen Zentimeter hinter dem US-Amerikaner Jeff Henderson. In diesem Jahr folgten dann die 8,65 meter, Afrika-Rekord, der beste Sprung seit 2009. Und das soll nicht das Ende gewesen sein.

»Mein Traum ist es, als erster Athlet über neun Meter zu springen«, sagte Manyonga, der Weltrekord von Mike Powell (8,95 m) besteht seit 1991, dem Jahr seiner Geburt: »Es ist zu lange her, dass jemand in die Nähe der neun Meter gesprungen ist und ich bin fähig dazu, viel weiter zu springen, als bei meinem Rekord. Ich kann nicht sagen, wann mein Traum wahr werden wird - aber kein Rekord sollte ewig halten. Ich bin super hungrig.« Nach Mbekweni will Manyonga nicht zurück. SID

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