»Gott segne die Menschen von Guam ...«

Insel-Gouverneur Calvo beruhigt seine Nachbarn: Das Weiße Haus steht hinter uns

  • René Heilig
  • Lesedauer: 2 Min.

»Guten Morgen meine lieben Einwohner von Guam ...« So meldete sich Gouverneur Eddie Calvo am Mittwoch via TV-Kanal bei seinen Nachbarn. Denn er kenne natürlich das Rache-Gerede des nordkoreanischen Staatschefs, das auch Guam betreffe. Doch sowohl sein Homeland-Security-Berater als auch die für die Region zuständige US-Befehlshaberin, Konteradmiralin Shoshana Chatfield, hätten ihm bestätigt: Es besteht kein Grund zur Besorgnis, weder für die Insel noch für die benachbarten Nördlichen Marianen. Und dann zitierte der Gouverneur die höchste Autorität - das Weiße Haus. Dort habe man betont: Ein Angriff oder eine Bedrohung für Guam ist eine Bedrohung oder ein Angriff auf die Vereinigten Staaten. Beides werde man nicht zulassen.

Das möchte sein, denn schließlich ist die Insel - auch wenn die Bewohner den US-Präsidenten nicht wählen dürfen - ein sogenanntes US-Außengebiet. Und so endete Calvos Ansprache typisch amerikanisch: »Gott segne die Menschen von Guam und Gott segne die Vereinigten Staaten von Amerika.«

Dass Nordkoreas Machthaber Guam ins Visier nimmt, ist aus politischer wie militärischer Sicht verständlich. Von der Insel starten die Bomber, mit denen US-Präsident Donald Trump dem Widersacher in Nordkorea immer wieder scheinbare Allmacht beweist. Auf der Insel im Westpazifik sind zudem rund 6000 US-Soldaten stationiert. Neben dem wichtigen Luftwaffenstützpunkt Andersen Air Base gibt es eine US-Marinebasis. Damit ist der winzige Fleck im Ozean - Guam ist knapp 50 Kilometer lang und maximal 18,5 Kilometer breit - strategisch bedeutsam für die US-Politik in der Pazifik-Region.

Im Spanisch-Amerikanischen Krieg wurde Guam 1898 von US-Truppen erobert. Unblutig, so weisen es Chroniken aus. Mit dem 1899 ratifizierten Pariser Frieden kam die Insel definitiv unter US-Verwaltung. Das blieb sie vorerst bis Dezember 1941. Kurz nach dem Angriff auf Pearl Habour eroberten die Japaner Guam. Die Okkupanten wurden erst im Juli 1944 wieder vertrieben. Doch nicht alle japanischen Soldaten gaben damals den Kampf verloren. Der japanische Unteroffizier Shōichi Yokoi ließ sich erst im Januar 1972 erwischen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg bauten die USA die Insel zu einer mächtigen Basis aus. Von hier aus operieren Atom-U-Boote, es gibt ein Dock, in dem selbst atomgetriebene Flugzeugträger Platz finden. Das Flugfeld wurde bereits zu Zeiten des Vietnamkrieges hochgerüstet. Mächtige B 52-Maschinen, die den Norden des kleinen Landes in die Steinzeit zurückbomben sollten, stiegen in Guam auf. Zahlreiche US-Soldaten, die vom japanischen Okinawa abgezogen wurden, sind nun in Guam stationiert. So wie übrigens auch ein Raketenabwehrsystem.

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