Olympia doch auf Eins und Zwei

ARD und ZDF erwerben nach langen Verhandlungen Live-Rechte für die kommenden Winterspiele

Gelegenheitssportfans können aufatmen. Sie müssen im Februar nicht lange suchen, auf welchem Programmplatz sie bei der Inbetriebnahme ihres Fernsehers den Spartensender Eurosport gedankenlos abgespeichert hatten. ARD und ZDF zeigen nun doch Live-Bilder der Olympischen Winterspiele 2018. Auch für die folgenden Spiele bis zum Sommer 2024 haben die beiden öffentlich-rechtlichen Anstalten sogenannte Sublizenzen von Eurosports Muttergesellschaft Discovery erworben. Ein monatelanger Poker um Rechte und Millionen hat ein Ende gefunden, mit dem die meisten ziemlich glücklich sein dürften.

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hatte die europäischen Sendelizenz für die Spiele bis 2024 vor gut zwei Jahren für 1,3 Milliarden Euro an Discovery verkauft. ARD und ZDF blieben erstmals überhaupt unberücksichtigt, sie waren offensichtlich überboten worden, und das IOC versprach sich Hilfe von Eurosport bei der Etablierung seines eigenen Online-Senders, dem Olympic Channel. Der ist mittlerweile im Internet abrufbar, wenn auch meist mit einem sehr spärlichen Programm. Statt aktueller Meisterschaften kleinerer Sportarten, werden auch in dieser Woche nur alte Olympiamitschnitte gezeigt.

Discovery soll im Anschluss daran für eine Sublizenzierung der Spiele 2018 von ARD und ZDF 150 Millionen Euro gefordert haben, angeblich weit jenseits der Schmerzgrenzen beider Sender. Sie rechnen nicht mit hohen Einschaltquoten, da die Wettkämpfe deutscher Zeit oft entweder nachts oder am frühen Vormittag stattfinden werden, wenn die meisten potenziellen Zuschauer schlafen oder arbeiten werden. Discovery verkündete daraufhin, die Spiele komplett allein zu senden, doch Experten zweifelten an der Umsetzungsfähigkeit und freie Mitarbeiter von Eurosport mutmaßten hinter den Kulissen, dass sich der Sender übernommen haben könnte. Immerhin wird in 20 Sprachen gesendet. Viele Reporter sollten daher zu Hause bleiben und aus Sprecherkabinen die Bilder aus Südkorea kommentieren.

Discoverys Geschäftsführerin Susanne Aigner-Drews zeigte sich nach dem nun erreichten Deal zufrieden: »Die Olympia-Berichterstattung wird größer als jemals zuvor, weil beide Partner berichten werden. Das ist eine Einigung, die für den Zuschauer das Beste herausholt«, sagte sie dem Sportinformationsdienst. ARD-Programmdirektor Volker Herres betonte, das »hohe programmliche Gut« der Spiele.

Wie üblich werden ARD und ZDF im täglichen Wechsel senden. Auch online sind Livestreams erlaubt, was Eurosport besonders weh tun dürfte, denn sein kostenpflichtiger Eurosport Player hatte für Olympia auf viele neue Kunden gehofft, die nun für Olympia im Netz doch nicht zahlen müssen. Alles dürfen die Öffentlich-Rechtlichen aber auch nicht zeigen. Per Vertragsklausel behält Eurosport die exklusiven Live-Rechte an Eiskunstlauf, Snowboard, Shorttrack und Eishockey mit Ausnahme der deutschen Spiele und der Finals. Deutschen Athleten werden hier kaum Medaillenchancen eingeräumt, was den Verzicht von ARD und ZDF erklärt. Immerhin haben sie »umfangreiche Highlights« der Sportarten angekündigt.

Wie viele Millionen sie für die Sublizenzen nun tatsächlich an die Amerikaner überweisen, wurde nicht veröffentlicht. Darauf habe man sich vertraglichen geeinigt, sagte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky. Aigner-Drews nannte das Ergebnis »für beide Seiten attraktiv«, und für ZDF-Intendant Thomas Bellut habe sich »das Ringen« gelohnt. Das öffentlich finanzierte Sender jedoch nicht mehr offenlegen, wie viel Geld sie für die teuren Sportrechte ausgeben, ist mindestens bedauerlich.

Beide Anstalten haben nun noch ein Problem: In und um Pyeongchang gab es von Anfang an nur geringe Hotelkapazitäten. Die meisten Unterkünfte sind nun längst ausgebucht, auch für die Medienhotels sind Anmeldefristen bereits verstrichen. Vielleicht steht in den geheimen Vertragsdetails ja auch etwas von Wohngemeinschaften: Ein ARD-Techniker, ein ZDF-Kameramann und eine Eurosport-Moderatorin teilen sich Zimmer, Küche, Bad.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal