Spanien lässt Buffon und Italien alt aussehen

Mit 3:0 siegen die Gastgeber in Madrid, den Azzurri droht das erste Scheitern in einer WM-Qualifikation seit 1958

  • Jörg Soldwisch
  • Lesedauer: 3 Min.

Durch die Demütigung im 170. Länderspiel sah man Gianluigi Buffon seine fast 40 Jahre plötzlich auch an. Die Stirn in Falten gelegt trottete die Torwart-Ikone der italienischen Fußballauswahl nach dem erschütternden 0:3 (0:2) in Madrid gegen Spanien in die Kabine. Buffon bangt um seine sechste und letzte WM-Teilnahme, Italien kann ein Ticket für die Endrunde 2018 in Russland wohl nur noch über die Play-off-Runde buchen.

Derlei Sorgen hätten die Österreicher gerne, durch das 0:1 (0:0) in der Qualifikation in Wales hat das Team um Bayern-Star David Alaba wohl endgültig alle Chancen verspielt.

Ganz so weit ist es bei Italien noch nicht, im Land des viermaligen Weltmeisters ist dennoch Endzeitstimmung angesagt. Und plötzlich bröckelt sogar das Denkmal Buffon. »Die Zeit rennt Buffon davon. Die Reaktionsfähigkeit ist nicht auf höchstem Niveau. Gigi ist nicht mehr super. Schlechter Abend oder Niedergang?«, schrieb die Gazzetta dello Sport und gab dem Torhüter die schlechteste Note aller gegen Spanien eingesetzten Spieler.

Einen groben Fehler konnte man Europas Rekordnationalspieler zwar nicht anlasten, allerdings wurde bei den ersten beiden Gegentreffern von Real Madrids Profi Isco (14. und 40.) deutlich, dass dem 39-Jährigen etwas die Sprungkraft abgeht. Aber die Angriffe wurden auch schlecht verteidigt, vor allem der für 42 Millionen Euro zum AC Mailand gewechselte Leonardo Bonucci war gedanklich und körperlich für die flinken Spanier viel zu langsam.

»Bonucci zeigt mit Überheblichkeit das Schlimmste von sich«, kritisierte die Gazzetta. Buffon versuchte, seine Mitspieler vor dem Heimspiel gegen Israel am kommenden Dienstag wachzurütteln: »Spanien war wesentlich stärker als wir. Wir hoffen, mit harter Arbeit, auf Spaniens Niveau aufzurücken. Unser Ziel ist die WM-Qualifikation, und die können wir noch schaffen.«

Von diesem Ziel spricht in Österreich so gut wie niemand mehr. »Des is einfach nur Oasch«, kommentierte Alaba das praktisch besiegelte Aus der Alpenrepublik in der WM-Qualifikation nach der Niederlage in Wales durch das Joker-Tor des 17 Jahre alten Debütanten Benjamin Woodburn (74.). Einfach nur Mist ist auch die Situation von Trainer Marcel Koller, dessen Amtszeit sich wohl dem Ende nähert.

»Hätte Koller früher gehen müssen?«, lautete die Fragestellung der Kronenzeitung bei einer Online-Abstimmung. Koller, dessen Vertrag nach der Qualifikation endet, war schon nach dem enttäuschenden Vorrunden-Aus bei der EM im vergangenen Jahr in Frankreich angezählt worden.

Für Christoph Daum wird das Auswärtsspiel am Montag in Montenegro wohl über seine Zukunft als rumänischer Nationaltrainer entscheiden. Nach dem 1:0-Sieg am Freitagabend gegen Armenien klang beim früheren Bundesligacoach angesichts der fehlenden Geduld im Umfeld schon etwas Resignation mit: »Ich habe immer mein Bestes gegeben, wenn ihr jemanden habt, der es besser macht, kann ich auch gehen.« SID/nd

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