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Die K-Frage stellen
Simon Poelchau meint, es ist Zeit für mehr Kapital-Umverteilung
Wer behauptet, dass dieser Wahlkampf ein spannender wäre, der lügt oder lebt hinterm Mond. Die Frage, ob nun Merkel oder Schulz das Rennen ums Kanzleramt macht, ist wahrlich nur noch eine rhetorische. Eine viel spannendere K-Frage stellt hingegen das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK). Dabei geht es jedoch nicht um die politische, sondern um die ökonomische Macht. Kurz gesagt, es geht ums schnöde Kapital. Das IMK will nämlich nicht mehr einfach nur mit Umverteilung von den Taschen der Reichen in die Taschen der Armen der wachsenden Konzentration von Einkommen und Vermögen entgegenwirken. Es will auch einen Staatsfonds schaffen, der Wertpapiere von Unternehmen kauft und die Dividenden daraus mittels eines »bedingungslosen Kapitaleinkommens« an alle ausgibt. Wenn man den IMK-Vorschlag weiterdenkt, bedeutet dies auch Verstaatlichung von Kapital. Letztlich könnten die großen Konzerne so unter gesellschaftliche Kontrolle gebracht werden.
Zwar würde daraus vermutlich erst in ferner Zukunft etwas. Doch ist es ein schöner Gedanke, vielleicht mal in einer Welt zu leben, in der die Gewinne und die ökonomische Macht nicht mehr in den Händen einiger Weniger konzentriert wäre. Insofern wäre ein Staatsfonds als Wahlkampfforderung vielleicht das utopische Plus gewesen, für das es sich wirklich lohnt zu kämpfen und das für Euphorie und eine Wechselstimmung im linken Lager hätte sorgen können. Leider kommt die Idee für diese Wahl zu spät.
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