Bonitätsstörung

Kurt Stenger über die Herabstufung Chinas durch Ratingagenturen

In China brummt die Wirtschaft längst wieder. Die Konjunkturstabilisierung ist geglückt, hat aber eine Schattenseite: Mittlerweile liegt die Gesamtverschuldungsquote höher als in den großen Industriestaaten. Staatsunternehmen, die eigentlich pleite sind, konnten nicht nur im Stahlsektor auf Pump ihre Produktion weiter erhöhen, und Kommunen wollen den überhitzten Immobilienmarkt am Laufen halten. Nachhaltiges Wachstum sieht natürlich anders aus. Da scheint es folgerichtig, dass Ratingagenturen zum zweiten Mal in diesem Jahr die Bonitätsnoten senken.

Die Auswirkungen auf Staatsanleihen bleiben begrenzt, da China im Ausland kaum Kredite aufnimmt. Die Herabstufung stört aber die von der Führung geplante allmähliche Öffnung des Kapitalmarktes, da sie westliche Investoren verschrecken könnte, und übt Druck auf den anstehenden 19. KP-Parteitag aus, wo wirtschaftspolitische Weichenstellungen anstehen.

Doch sind die Ratingagenturen überhaupt in der Lage, ein Land wie China mit ihren Instrumenten adäquat zu bewerten? Sicher, solche Zahlen würden in einer kapitalistischen Marktwirtschaft auf ein einsturzgefährdetes Kartenhaus hindeuten. Doch hier sind die Karten mit staatlichem Klebstoff zusammengepappt. Das schafft eigene Probleme - aber ein Staatspleiterisiko, wie es manche westliche Beobachter sehen, besteht sicher nicht.

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