Klammheimlich in Kabul

Roland Etzel zu zwei hochdotierten Besuchern in Afghanistans Hauptstadt

  • Roland Etzel
  • Lesedauer: 1 Min.

Wieder einmal haben der NATO-Generalsekretär und ein US-amerikanische Verteidigungsminister Afghanistan aufgesucht - »überraschend«, wie die Nachrichtenagentur dpa schrieb und wohl »unangekündigt« meint. Und, das darf wohl vermutet werden, damit eine treffendere Titulierung wie »klammheimlich« umgehen wollte.

Wenn sich der ranghöchste atlantische Warlord und sein Hauptsponsor persönlich und im Doppelpack in Kabul gewissermaßen einschleichen, lässt das verschiedene Schlussfolgerungen zu. Die naheliegendste davon ist, dass ihre Beliebtheit im Land am Hindukusch nach wie vor sehr weit unten anzusiedeln ist, weshalb sie es vorziehen, ohne jegliches Aufsehen einzufliegen, ehe sich etwa Protest formiert.

Die Taliban haben es sich trotzdem nicht nehmen lassen, ein paar Raketen als Grußbotschaft aufs Kabuler Rollfeld zu schicken, was bereits auf die desolate militärische Lage der westlichen Heilsbringer in Afghanistan und ihrer einheimischen Schützlinge hindeutet. Beider Botschaft dennoch: noch mehr Militär.

Dass die Wiederaufstockung der Besatzungsarmee die Reputation von Präsident Ghani aufbessert, ist aber wohl westliches Wunschdenken und also zu bezweifeln, zumal der »Überraschungsbesuch« der Bevölkerung auch zeigt: Mit der Souveränität ihrer Regierung ist es nicht weit her.

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