Längst noch nicht alle dürfen

Nicolas Šustr über Arbeit für die Verwaltung und Abgeordnete

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 1 Min.

»Wirklich freiwillig« hätten sich die Mitarbeiter des Standesamts Friedrichshain-Kreuzberg zum Dienst am 1. Oktober gemeldet, bestätigte der zuständige Bezirksstadtrat Knut Mildner-Spindler (LINKE) vor einigen Tagen noch einmal auf Nachfrage. »Weil sie die Ehe für alle für eine gute Sache halten.« Diesen Sonntag können also bis zu zehn gleichgeschlechtliche Paare ihr neues Recht im grün angeführten Bezirk wahrnehmen, weil engagierte Verwaltungsmitarbeiter von einem neuen Gesetz überzeugt sind.

Das ist einerseits rührend und andererseits wirklich bemerkenswert. Wenn ansonsten über die Verwaltung der Hauptstadt gesprochen wird, geht es fast nur um Frustration, Unmöglichkeiten und Mitarbeitermangel.

Ein Vierteljahrhundert ist es her, dass bei der »Aktion Standesamt« hunderte gleichgeschlechtliche Paare versuchten, dieses Recht zu erstreiten. Ob die Ehe ein erstrebenswertes Ziel ist, muss jeder für sich selbst ausmachen. Solange allerdings damit Privilegien wie das Adoptionsrecht oder auch das Recht, seinen Partner im Krankenhaus zu besuchen verbunden sind, dürfen von diesem Recht nicht willkürlich Personengruppen ausgeschlossen werden. Denn Heteros und Homos sind längst noch nicht alle, die mit allen Rechten und Pflichten füreinander da sein wollen.

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