Mia san minderwertig

Kurt Stenger über die fortschreitende Kommerzialisierung des Fußballs

  • Lesedauer: 1 Min.

Die deutsche Fußballwelt leckt sich nach der Klatsche des FC Bayern in Paris die Wunden. Die Mischung aus Selbstbemitleidung und Brass auf die neuen Superreichen ist der perfekte Nährboden für eine Debatte, die eine kleine Zeitenwende auslösen könnte.

Zwar sind die Bundesligaclubs längst Kapitalgesellschaften und haben Großsponsoren, doch bisher untersagt die 50+1-Regelung im DFB-Statut die Mehrheitsübernahme und damit die Verfügungsgewalt durch Finanzinvestoren. Doch der Mischmasch aus konservativer Vereinsmeierei, fanatischem Nationalismus und neoliberalem Brutalokapitalismus stößt an seine inneren Widersprüche: Wer in Europa ganz ganz vorne stehen will, braucht mehr Geld, viel mehr Geld sogar.

Es gibt viele gute Gründe, den Kommerzwahnsinn nicht mitzumachen. Die Debatte über eine Statutenänderung ist aber längst im Gange. Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis die 50+1-Regelung fällt, denn viele Fans, Sportreporter und Entscheidungsträger pflegen die »Winner-takes-it-all«-Mentalität.

Ohnehin ist die Kapitalisierung auch im Bundesligafußball sehr weit fortgeschritten, wie die vielen Fußballarenen, die Erfolge der TSG Hoffenheim, von RB Leipzig oder die nationale Übermacht des FC Bayern zeigen. Man wird nicht tatenlos zusehen, wenn das überhebliche Bayern-Motto »Mia san mia« abgelöst wird durch: »Mia san minderwertig.«

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