- Kommentare
- Fußball
Mia san minderwertig
Kurt Stenger über die fortschreitende Kommerzialisierung des Fußballs
Die deutsche Fußballwelt leckt sich nach der Klatsche des FC Bayern in Paris die Wunden. Die Mischung aus Selbstbemitleidung und Brass auf die neuen Superreichen ist der perfekte Nährboden für eine Debatte, die eine kleine Zeitenwende auslösen könnte.
Zwar sind die Bundesligaclubs längst Kapitalgesellschaften und haben Großsponsoren, doch bisher untersagt die 50+1-Regelung im DFB-Statut die Mehrheitsübernahme und damit die Verfügungsgewalt durch Finanzinvestoren. Doch der Mischmasch aus konservativer Vereinsmeierei, fanatischem Nationalismus und neoliberalem Brutalokapitalismus stößt an seine inneren Widersprüche: Wer in Europa ganz ganz vorne stehen will, braucht mehr Geld, viel mehr Geld sogar.
Es gibt viele gute Gründe, den Kommerzwahnsinn nicht mitzumachen. Die Debatte über eine Statutenänderung ist aber längst im Gange. Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis die 50+1-Regelung fällt, denn viele Fans, Sportreporter und Entscheidungsträger pflegen die »Winner-takes-it-all«-Mentalität.
Ohnehin ist die Kapitalisierung auch im Bundesligafußball sehr weit fortgeschritten, wie die vielen Fußballarenen, die Erfolge der TSG Hoffenheim, von RB Leipzig oder die nationale Übermacht des FC Bayern zeigen. Man wird nicht tatenlos zusehen, wenn das überhebliche Bayern-Motto »Mia san mia« abgelöst wird durch: »Mia san minderwertig.«
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.