Der sterbende Schwan
Sie wurde 1881 in St. Petersburg geboren und starb 1931 in Den Haag: die legendäre Tänzerin Anna Pawlowa. Auf Reisen hatte sie sich eine Erkältung zugezogen, die zu einer Lungenentzündung wurde. Bringt mir mein Schwanenkostüm, soll sie kurz vor ihrem Tode gesagt haben. Den weltweiten Ruhm des russischen Balletts verbindet man mit ihrem Namen. Ab 1899 gehörte sie zum Ensemble des Mariinski-Theaters und tanzte fast alle großen Rollen. Extra für sie inszenierte der Choreograph Michel Fokine den »Sterbenden Schwan«.
Das Buch »Der Schwan. Das Leben der Anna Pawlowa« stammt von zwei jungen Künstlerinnen aus den USA und aus Kanada. Laurel Snyder verfasste einen kindgemäßen Text. Julie Morstad schuf luftig-leichte Illustrationen dazu, die tänzerische Leichtigkeit aufs Papier bringen.
Bei einem Theaterbesuch des kleinen Mädchens - sie sieht Tschaikowskis »Dornröschen« - entflammt die Sehnsucht. »Ihre Füße erwachen! Ihre Haut prickelt. Plötzlich ist da ein Lied in ihr ...« Man sieht, wie Anna Pirouetten übt und sogar mit dem Besen tanzt, erlebt, wie die Arbeit an der Ballettschule beginnt und wie das Publikum den Atem anhält, als sie das erste Mal auf der Bühne steht. »Ihre Beine so dünn, ihre Füße so steif - und ach, diese Zehen! Sie ist nur ein Mädchen - so klein - so zart - aber seht ihr ihr Gesicht, ihren Augenaufschlag?«
Als in Russland die Oktoberrevolution begann, war Anna Pawlowa schon nicht mehr im Lande. Sie lebte mit ihrem Ehemann in Großbritannien und gastierte in über 40 Ländern der Welt, unter anderem in solchen, wo man noch nie ein Ballett gesehen hatte. Michel Fokine blieb bis 1919 in Russland und wanderte dann in die USA aus. Dies als Hintergrund dieses Buches, das insbesondere kleinen Mädchen viel Freude bereiten dürfte.
Irmtraud Gutschke
Laurel Snyder/ Julie Morstad: Der Schwan. Das Leben der Anna Pawlowa. NordSüd Verlag, 48 S., geb., 16 €.
Abbildung: © NordSüd Verlag AG, Zürich/Schweiz
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