Warten auf die nächste Sturmflut

Schweriner Landesregierung meldet die Küstenschutzanlagen als nahezu wiederhergestellt

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Schwerin. Zwei Sturmfluten in kurzer Folge haben den Küsten in Mecklenburg-Vorpommern im zurückliegenden Jahr zum Teil heftig zugesetzt. Vor allem die Flut vom Januar hat nach Angaben der zuständigen Behörden riesige Mengen an Sand und Erde in die Ostsee gespült und die Schutzdünen vor allem in den Bereichen Graal-Müritz und Wustrow am Fischland und Gager auf Rügen massiv beschädigt.

Die meisten dieser Küstenabschnitte seien zwischenzeitlich verstärkt worden, das Land vor Beginn der ersten Herbststürme somit gewappnet, teilte das Umweltministerium in Schwerin mit. »Aktuell sind wieder alle Küstenschutzdünen in der Lage, der sogenannten Bemessungssturmflut zu widerstehen.« Damit wird eine besonders schwere Sturmflut bezeichnet, die statistisch einmal in 200 Jahren auftritt.

Die Schutzmaßnahmen sind somit auf Wasserstände von maximal 2,40 Metern über Normal ausgelegt. Anfang Januar waren 1,80 Meter über Normal erreicht worden, im Oktober 2016 gut ein Meter.

Die Beseitigung der jüngsten Sturmflutfolgen an den Küstenschutzanlagen des Landes kostet laut Ministerium etwa zehn Millionen Euro. Das Geld werde vorrangig für Strandaufspülungen und den Aufbau der Dünen eingesetzt. Die Maßnahmen am Fischland/Darß seien abgeschlossen, bei Gager an der Südostküste Rügens liefen sie noch. Aufspülungen weiter nördlich in Göhren und Glowe sind laut Ministerium vorgesehen und die Aufträge bereits erteilt.

Nach Einschätzung des Ministeriums ist die Sicherheit aller Siedlungen, die durch Dünen oder andere größere Küstenschutzanlagen geschützt werden, aktuell gewährleistet. »Man kann daher feststellen, dass die Vorbereitung auf die beginnende Sturmflut-Saison gut ist«, zeigte man sich im Umweltministerium überzeugt.

Eine absolute Sicherheit könne es für sturmflutgefährdete Ortschaften an der Ostsee jedoch nicht geben, hieß es. Wegen seiner Lage an der schmalsten Stellen Usedoms gilt insbesondere der Ort Zempin als Risikostandort. Dort war die Ostsee-Sturmflut vom 5. Januar, die als die schwerste seit mehr als zehn Jahren gilt, besonders nah an die Häuser gekommen und hatte einen an der Steilküste gelegenen Kiosk zerstört.

Das Land hatte nach der Flut einen 25-Millionen-Euro-Hilfsfonds für Kommunen aufgelegt, die besondere Schäden verzeichneten. Den Angaben zufolge wurden die Mittel etwa zur Hälfte auch abgerufen.

In Erhaltung und Bau von Küstenschutzanlagen investierte Mecklenburg-Vorpommern nach Angaben des Umweltministeriums seit 1991 mehr als 400 Millionen Euro. Ein Fünftel des Geldes fließe in regelmäßige Sandaufspülungen, mit denen an gefährdeten Stellen dem Küstenabtrag entgegenwirkt werde. Buhnen sollen dabei helfen.

Trotz dieser hohen Aufwendungen bestehe aber noch ein Ausbaubedarf in etwa gleicher Größenordnung. Küstenschutz sei ohnehin eine Daueraufgabe, da auf natürlichem Wege deutlich mehr Sand ab- als angespült werde. »Die Sedimentbilanz kann nur dann stabil gehalten werden, wenn die natürlichen Defizite durch künstliche Sedimentzufuhr ausgeglichen werden«, hieß es. Dafür würden pro Jahr im Durchschnitt 500 000 Kubikmeter Sand benötigt.

Landesumweltminister Till Backhaus (SPD) hatte in der Vergangenheit immer wieder deutlich gemacht, dass wegen der hohen Kosten nicht alle Wünsche der Küstenorte erfüllt werden könnten. Die bebauten Gebiete würden geschützt. »Wir können aber nicht das gesamte Land auf diesen maximalen Schutzstatus heben.« Im Vordergrund stehe immer der Schutz vom Menschenleben, nicht der Wunsch nach schönen Stränden für Touristen. dpa/nd

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