Lohndumping in der Luft

Die Air-Berlin-Angestellten kommen zu kurz, meint Simon Poelchau

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 1 Min.

Jetzt konnte sich Lufthansa also die Sahnestückchen der insolventen Air Berlin schnappen. Und auch Easyjet wird sicherlich noch den einen oder anderen leckeren Happen abbekommen.

Man muss nicht unbedingt Manager bei der schon früh beleidigt aus dem Bieterfeld ausgeschiedenen Ryanair sein, damit einem das Treiben um die Ausschlachtung der Pleitefluglinie missfällt. Die Bundesregierung hatte ihr noch im Sommer einen Notkredit von 150 Millionen Euro bewilligt, damit der Flugbetrieb erst mal weiter laufen konnte. Doch Politiker von Union und SPD ließen keinen Zweifel dran, dass die Lufthansa später die fettesten Stücke bekommen solle. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) etwa wischte kartellrechtliche Bedenken beiseite, Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) gab unumwunden zu, dass sie den Branchenprimus und »Champion im Luftverkehr« noch weiter stärken wolle.

Dies wäre alles noch politisch tragbar, wenn zumindest alle Arbeitsplätze erhalten blieben. Doch zwei von zehn Air-Berlin-Angestellten werden bald ein Fall für die Arbeitsagentur sein. Und die, die übernommen werden, müssen sich zu einem großen Teil erst mal neu auf eine Stelle bewerben und dann vermutlich zu schlechteren Bedingungen weiterarbeiten. Insofern ließen die scheidenden Berliner Koalitionspartner zu, dass sich die Lufthansa bei der Air-Berlin-Pleite auch auf Kosten der Beschäftigten bereichern kann.

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