Notunterkünfte für Obdachlose in Hangars

Verhandlungen über Plätze im Ex-Flughafen Tempelhof

  • Marina Mai
  • Lesedauer: 2 Min.

Tausend reine Schlafplätze für Obdachlose will Berlin jeden Winter im Rahmen der Kältehilfe schaffen. So steht es in der Koalitionsvereinbarung. Kältehilfe ist das niedrigschwelligste Angebot für Obdachlose überhaupt, erläutert Regina Kneiding von der Senatsverwaltung für Soziales dem »nd«. »Wir fragen nicht, woher jemand kommt. Wir können auch Menschen einen Schlafplatz bieten, für die andere soziale Hilfen nicht greifen.« Damit meint sie die zunehmende Zahl obdachloser Osteuropäer. Als EU-Bürger können diese nicht in reguläre Sozialwohnungen oder Obdachlosenunterkünfte einziehen. Zwischen November und März können sie wenigstens in den Nachtstunden einen Schlafplatz bekommen.

Mindestens 100 solcher Plätze will Berlin in den Hangars des Flughafens Tempelhof einrichten, wo bisher noch Flüchtlinge wohnen. »Dort hatten wir bereits letzten Winter 100 Plätze. Der Ort hat sich bewährt«, meint Regina Kneiding. Die Tamaja GmbH, die in den Flughafenhangars eine Flüchtlingsnotunterkunft betreibt, hält sogar 300 Plätze für machbar. »Anders als bei den Flüchtlingen geht es hier ja nur um eine sehr kurzzeitige Unterbringung. Dafür wären die Bedingungen in den Hangars akzeptabel. Aber der Bezirk Tempelhof-Schöneberg will nicht so viele Plätze«, sagt Theresa Jocham von Tamaja.

Und der Bezirk ist für die Obdachlosenhilfe zuständig. »Mehr als 100 Kältehilfe-Suchenende an einem Ort bieten ein zu großes Potenzial für Konflikte mit der Nachbarschaft«, sagte Sozialstadträtin Jutta Kaddatz (CDU). Obdachlose seien oft alkoholisiert, und von ihnen gehe ein hohes Aggressionspotenzial aus. Land, Bezirk und Betreiberfirma verhandeln derzeit über die Unterbringung von Obdachlosen und auch über deren Zahl. Regina Kneiding ist optimistisch: »Ich bin zuversichtlich, dass wir da eine Lösung finden. Die Plätze brauchen wir dringend.«

Wir sind käuflich. Aber nur für unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser*innen und Autor*innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen

Mit »Freiwillig zahlen« machen Sie mit. Sie tragen dazu bei, dass diese Zeitung eine Zukunft hat. Damit nd.bleibt.