Grüne Wiese bis 2039 geplant

Pläne für Rückbau vom AKW Brokdorf vorgestellt

  • Dieter Hanisch
  • Lesedauer: 3 Min.

Bis Ende 2021 darf das Atomkraftwerk Brokdorf noch Strom produzieren, dann spätestens erfolgt gesetzlich die Stilllegung. Auf einer ersten Informationsveranstaltung hat Eon-Tochter PreussenElektra kürzlich ihre Vorstellungen zum Rückbau vorgestellt. Demnach soll im Jahr 2039 dort, wo jetzt der Meiler steht, eine grüne Wiese vorzufinden sein.

Wie realistisch die Zeittafel für dieses Ziel allerdings ist, vermag niemand zu sagen. Zweifel sind angebracht, zumal sich in der Endlagerfrage noch keine endgültige Entscheidung abzeichnet und auch der anvisierte Standort Schacht Konrad für schwach- und mittelradioaktiv kontaminierte Materialien terminlich noch überhaupt nicht belastbar ist. Insgesamt 300.000 Tonnen stählernen Schrott wird der Reaktor an der Unterelbe hinterlassen, davon sind 3500 Tonnen hochradioaktiv belastet und müssen zunächst in Castoren auf dem Betriebsgelände zwischengelagert werden. Atomkraftgegner in der Region fürchten allerdings ein Szenario, dass aus der Zwischenlösung auf unbestimmte Zeit ein Endzustand werden könnte. Zunächst besitzt das Zwischenlager, das 100 Castoren Platz bietet, eine Genehmigung für 40 Jahre.

Bereits in Kürze will PreussenElektra einen ersten Antrag für die Demontage des Reaktors stellen, teilte Christian Müller-Dehn, Verantwortlicher der Abteilung Regulierung und Grundsatzfragen, mit. Bis zu einer endgültigen Abrissgenehmigung vergehen einige Jahre. Der Betreiber verweist auf seine langjährige Kompetenz in Sachen Rückbau. Aktuell läuft seit März die komplette Abwicklung des AKW Isar I bei Landshut.

Da mehrere Rückbauverfahren gleichzeitig laufen, verweist Müller-Dehn auch auf behördliche Engpässe, die das ambitionierte Zeitfenster noch einmal strecken könnten. Brokdorfs Bürgermeisterin Elke Göttsche (CDU) interessierte sich vor allem für das Thema Arbeitsplätze. Derzeit bietet das AKW etwa 500 Beschäftigten eine Anstellung, bei den jährlichen Revisionsarbeiten kämen zeitweise bis zu 1000 hinzu. Kraftwerksleiter Uwe Jorden erklärte lediglich, für den Rückbauprozess würden weniger Mitarbeiter benötigt.

Für Brokdorf steht im Übrigen noch die Aufnahme von Castoren aus der Wiederaufarbeitungsanlage im britischen Sellafield an. Schleswig-Holsteins Umweltminister Robert Habeck (Grüne) hat bereits im vergangenen Jahr angekündigt, dass man dafür bereit sei. Wann genau mit den Transporten zu rechnen ist, dazu gibt es derzeit keine Auskunft. Selbst dem Itzehoer Polizeichef Thomas Schettler wurde diese Frage auf der Infoveranstaltung nicht beantwortet. Ab 1. Januar 2019 übernimmt im Übrigen der Bund mit der Gesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) die Verantwortung über die Standort-Zwischenlager.

Die Kernenergiegegner der Initiative »Brokdorf-akut« haben sich bereit erklärt, einen verantwortungsvollen Rückbauprozess konstruktiv zu begleiten. Zunächst einmal fordert man von PreussenElektra, dass die Freisetzung radioaktiver Stäube im Rahmen der Rückbaumaßnahmen nicht über den Werten des derzeitigen Leistungsbetriebs liegt. Absolute Transparenz und Beteiligung lauten weitere Forderungen der Initiative.

Am heutigen Montag findet ab 14 Uhr vor dem Haupttor des AKW Brokdorf die seit 31 Jahren kontinuierlich stattfindende monatliche Mahnwache statt. Der wiederkehrende Kernkraftprotest kommt dann bereits zum 376. Mal zusammen.

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