Kaum Aussicht auf Eiswein
Viele Winzer haben ihre Trauben lieber abgeerntet als auf Risiko zu gehen - Restposten werden nun noch kostbarer
Trier. In diesem Jahr wird es im Südwesten Deutschlands kaum Eiswein geben. Nach der extrem frühen und zudem kleinen Ernte hätten nur noch vereinzelt Winzer Trauben für einen möglichen Eiswein hängen lassen, sagte der Sprecher des Deutschen Weininstituts, Ernst Büscher.
»Bei geringen Erträgen holen die Winzer lieber das rein, was sie haben und und spekulieren nicht noch auf einen eventuellen Frost«, so Büscher. Bei der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, bei der Winzer ihre geplanten Eisweinflächen anmelden müssen, sieht man es ähnlich: »Die Tendenz in diesem Jahr ist wirklich wenig Eiswein, wahrscheinlich nur vereinzelt«, sagte Sprecherin Nadja Winter in Bad Kreuznach. »Viele sind bei der sehr frühen Lese in diesem Jahr dieses Eisweinrisiko nicht eingegangen.« Die Winzer könnten Flächen für Eiswein noch bis zum 15. November anmelden. Auch viele Eisweinspezialisten haben in diesem Jahr auf eine Anmeldung verzichtet, sagte der Geschäftsführer des Vereins Moselwein, Ansgar Schmitz, in Trier. Sie hätten die Trauben für andere süße Weine verwendet wie Beeren- und Trockenbeerenauslesen. 2016 hatten Winzer in Rheinland-Pfalz rund 167 Hektar für Eiswein angemeldet, im Jahr davor waren es etwa 119 Hektar.
Wenig Eiswein beim 2017er Jahrgang bedeute, dass bestehende Eisweine noch kostbarer und rarer werden könnten, sagte der Sprecher vom Weininstitut. Hinzu komme, dass es zuletzt ohnehin schwieriger geworden sei, Eiswein zu erzeugen. »Die Nächte, in denen wir minus sieben Grad und kälter hatten, die wurden weniger«, sagte Büscher. So kalt muss es sein, damit die Trauben beim Keltern noch durchgefroren sind.
Eiswein, so Büscher, zähle ohnehin zu den teuersten Weißweinen der Welt. Denn der Anteil an Süßweinen an der gesamten Weinproduktion liege unter einem Prozent. dpa/nd
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