Mittelschicht rutscht in die Überschuldung

Jeder zehnte Erwachsene hat zu viele Verbindlichkeiten

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Düsseldorf. Die Konjunktur brummt, die Zahl der Arbeitslosen ist auf den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung gesunken - und dennoch können immer mehr Menschen in Deutschland ihre Schulden nicht begleichen. Nach dem am Donnerstag veröffentlichten »Schuldneratlas Deutschland« der Wirtschaftsauskunftei Creditreform stieg die Zahl der überschuldeten Personen in der Bundesrepublik in diesem Jahr um rund 65 000 auf über 6,9 Millionen. Bei gut jedem zehnten Erwachsen sind demnach die Gesamtausgaben dauerhaft höher als die Einnahmen.

Dabei ist Überschuldung längst nicht mehr allein ein Problem der Bundesbürger mit geringem Einkommen. Im Gegenteil: In diesem Jahr stammten laut Creditreform praktisch alle neuen Überschuldungsfälle aus der Mittelschicht. Die Zahl der Fälle aus den »gehobeneren Schichten« und den »unteren Schichten« habe dagegen leicht abgenommen, berichteten die Forscher. Die Gründe für den Sturz in die Überschuldung haben sich in den vergangenen Jahren aufgrund der guten Konjunktur spürbar verändert: Zwar ist nach wie vor Arbeitslosigkeit der Hauptauslöser für Überschuldungsprozesse, wie das Statistische Bundesamt herausfand. Doch ganz so dominierend wie noch vor einigen Jahren ist das Thema in Zeiten des Fachkräftemangels nicht mehr. Stattdessen gewannen in den letzen Jahren Erkrankungen, Suchtprobleme und Unfälle, aber auch unwirtschaftliche Haushaltsführung immer größere Bedeutung als Auslöser für Überschuldungsfälle.

Überdurchschnittlich stark zugenommen hat nach Angaben der Experten 2017 erneut die Altersüberschuldung. Vier von fünf neuen überschuldeten Personen in diesem Jahr seien älter als 50. Die Zahl überschuldeter Senioren im Alter ab 70 stieg sogar um rund zwölf Prozent auf 194 000. Dagegen nimmt die Zahl überschuldeter Personen unter 30 ab. dpa/nd

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