- Kommentare
- Steuergerechtigkeit
Trickser sind immer die anderen
Kurt Stenger über den falschen Ansatz in der Steuergerechtigkeitsdebatte
Die milliardenschweren Steuertricksereien von Großkonzernen sorgen alle paar Monate für einen Aufschrei in der deutschen Öffentlichkeit. Selbst in der Wirtschaft gibt es längst kritische Stimmen. So fordert der Chef des Bundesverbands mittelständischer Wirtschaft, Mario Ohoven, jetzt ein stärkeres Vorgehen gegen Steuerflucht. Er wittert eine klare Wettbewerbsbenachteiligung des Mittelstands gegenüber international agierenden Großkonzernen.
Damit hat der Verbandschef, der es als früherer Finanzberater genau wissen wird, natürlich Recht: Gewinne, Lizenzgebühren und Kreditkosten können nur verschachtelte Holdings über viele Ländergrenzen hinweg steueroptimierend hin- und herschieben. Der Mittelstand ist da schon zu mehr Ehrlichkeit verdammt. Allerdings gilt dieser Befund nur für das Unternehmen selbst, nicht aber für deren Eigentümer: Mittelständische Unternehmerfamilien, die gerne zum Rückgrat der Wirtschaft hochstilisiert werden, treiben es oft besonders bunt, wenn es darum geht, Einkommen-, Kapitalertrag- oder Erbschaftsteuer zu umgehen.
Das macht das Problem der Steuerdebatte deutlich: Es ist der falsche Ansatz, das Stopfen einzelner Schlupflöcher für eine bestimmte Steuerzahlergruppe zu fordern. Es geht um Grundsätzliches: dass sich alle Unternehmen und Personen je nach Einkommen an der Finanzierung des Staates beteiligen.
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.