- Politik
- Rechtsradikale in Sachsen-Anhalt
Identitäre greifen Polizisten an
Mit Schutzhelmen und Baseballschlägern bewaffnete Identitäre attackierten in Halle zwei Beamte
Berlin. Seit Monaten sorgt das Schulungszentrum der rechtsradikalen Identitären in Halle (Sachsen-Anhalt) für Schlagzeilen. Auch ein Landtagsabgeordneter der AfD hat in dem Gebäude sein Büro. Wiederholt kam es zu Protesten gegen das Projekt, die völkischen Nationalisten behaupten ihrerseits: Wir sind friedlich. Doch das ohnehin fragwürdige Image der sich als intellektuelle Hipster gebenden Neurechten bröckelt, seitdem sich die Identitären unweit des Campus in Halle niederließen.
Zu einem erneuten gewalttätigen Zwischenfall kam es am späten Montagabend. Ausgangspunkt war eine Auseinandersetzung zwischen Gegnern des rechtsradikalen Hausprojektes und mehreren Identitären. Wie die Polizei berichtet, beleidigten sich beide Gruppen und bewarfen sich gegenseitig mit Flaschen.
Die Situation eskalierte, als zwei mit Schutzschilden, Schutzhelmen sowie Baseballschlägern bewaffnete Identitäre aus dem Haus gestürmt kamen und die Jagd auf ihre vermeintlichen Gegner eröffneten. Als zwei hinzugerufene Polizeibeamte dazwischen gingen, wurden diese von den beiden Rechten in Kampfmontur mit Pfefferspray attackiert. Wie die »Mitteldeutsche Zeitung« berichtet, sollen die Polizisten daraufhin ihre Schusswaffen gezogen haben, um die Angreifer zu stoppen. Beide Beamte mussten ambulant behandelt werden. Gegen die 27 und 29 Jahre alten Rechtsradikalen wird wegen Landfriedensbruchs und gefährlicher Körperverletzung ermittelt.
Valentin Hacken, Sprecher des Bündnisses Halle gegen Rechts, sieht die Entwicklungen rund um das Identitären-Schulungshaus mit wachsender Sorge. Via Twitter bezeichnete er den Angriff als Beleg dafür, dass solche Attacken »jede*n treffen« könnten. Es zeige »sich erneut, wie gefährlich die Gruppierung inzwischen ist«.
Auch zahlreiche Hallenser sehen die rechtsradikalen Nachbarn kritisch. Erste Ende Oktober veröffentlichten 120 Anwohner, Initiativen und Geschäftsinhaber einen offenen Brief. Darin schrieben sie: »Wir wünschen ausdrücklich keine Nachbarschaft mit Ihnen. Wer andere Menschen ausgrenzt, bedroht und in Lebensgefahr bringt, kann nicht für sich eine gute Nachbarschaft beanspruchen.« rdm
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