Kämpfen um Siege - und für den Sport

Fechter Max Hartung ist mit dem Säbel und als Athletensprecher erfolgreich

Max Hartung ist ein Draufgänger, einer, der keine Konfrontation scheut. Diese Eigenschaft braucht der 28-Jährige auch, um erfolgreich zu sein. »Säbelfechten ist eine unglaublich schöne Sportart«, erzählt er: »Was mich am meisten fasziniert, ist der direkte Kampf mit dem Gegner.« Ein ganz wichtiges Duell hat er in diesem Jahr gewonnen - am 15. Juni in Tbilissi gegen Aaron Szilagyi. Den Ungarn besiegte Hartung im Finale der Europameisterschaften mit 15:7 und feierte seinen ersten internationalen Einzeltitel bei den Männern. »Ihn zu schlagen ist was Besonderes«, sagt Hartung. Der drei Monate jüngere Szilagyi ist als DoppelOlympiasieger von London 2012 und Rio de Janeiro 2016 das Maß der Dinge auf der Planche.

Vor acht Jahren in Belfast ging Hartung aus diesem Duell auch als Sieger hervor und wurde Juniorenweltmeister. Während es danach für Szilagyi konstant bergauf ging, legte der gebürtige Aachener eine sportliche Achterbahnfahrt hin: Bis zu seinem EM-Einzeltitel im Juni konnte er nur einmal internationales Gold bejubeln, bei den Europameisterschaften 2015 mit dem Team.

Dass nicht nur Talent und Glück die Entwicklung eines Sportlers beeinflussen, weiß Hartung am besten. »Meine Konkurrenten verdienen teilweise das Hundertfache von mir - auf ähnlichem Leistungsniveau«, berichtet er. Ein russischer Fechtweltmeister soll als Prämie eine Million Euro bekommen. In Südkorea verdient ein Spitzenfechter bis zu 250 000 Euro im Jahr. Auch in Frankreich, Italien und anderen europäischen Ländern macht sich sportlicher Erfolg bezahlt. Dort können sich Athleten ganz auf ihren Sport konzentrieren. Und Max Hartung? »Ich spiele mit meiner Zeit Tetris«, sagt er. Als Profisportler und Vollzeitstudent musste er beispielsweise nach Rio 2016 mit rund 1000 Euro im Monat zurechtkommen. Mehr finanzielle Förderung bekommt ein Olympiazehnter mit dem Säbel in Deutschland nicht.

Hartung will nicht reich werden mit dem Fechten, sondern sich nur »ohne Existenzangst darauf konzentrieren« können. Für ihn ist es noch immer »Privileg und Glücksfall« seinen Sport, den er als Achtjähriger bei seinem Verein TSV Dormagen begann, professionell betreiben zu können. Aber: »Wenn gewünscht wird, dass wir bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften Medaillen holen, dann muss man es auch konsequent zu Ende denken.« Deshalb kämpft er seit drei Jahren in der Athletenkommission des Deutschen Olympischen Sportbundes für bessere Voraussetzungen im Leistungssport.

Nachdem er sein Bachelorstudium in Soziologie, Politik und Wirtschaft an der Uni Friedrichshafen abgeschlossen hatte, übernahm er im vergangenen Februar sofort und gern den Vorsitz der Athletenkommission. Einen Tag nach seiner Berufung kritisierte er das Fördermodell durch die Bundeswehr. Hauptsächlich, weil sie nicht nachhaltig genug sei und keine berufliche Perspektive nach der sportlichen Karriere biete. Es wirkte. Nun werden Athleten von der Bundeswehr endlich auch wirklich dual gefördert: mit einem Studium an deren Uni und der Aussicht auf 150 neu geschaffene Stellen nach der Profilaufbahn.

Die Möglichkeiten der Einflussnahme in der Athletenkommission unter der Führung des DOSB waren Hartung aber zu gering. Und so gründete er gegen den Widerstand des Dachverbandes zusammen mit 45 anderen deutschen Spitzensportlern einen eigenen Verein: »Athleten Deutschland«. Warum? »Weil es eine Weiterentwicklung der Sportförderung geben muss«, sagt er als Vorsitzender. Mutiger und mündiger wollen sie gegenüber den Verbänden auftreten, nicht über ihre Köpfe hinweg entscheiden lassen. Denn das Wichtigste im Sport sind die Sportler.

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