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Zweifel am neuen Eröffnungstermin

Oppositionspolitiker halten das neue Datum für wenig glaubwürdig

»Das BER-Drama geht mit der x-ten Terminverschiebung weiter«, urteilt Florian Graf, Chef der CDU-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus. »Ob das Eröffnungsjahr 2020 realistisch ist oder nur das nächste Wolkenkuckucksheim ist, bleibt ein weiteres Mal unklar«, sagt er.

»Der Eröffnungstermin Oktober 2020 hat genauso viel Glaubwürdigkeit wie alle zuvor genannten Eröffnungstermine«, meint spöttisch Axel Vogel, Fraktionschef der Grünen im brandenburgischen Landtag. Die nun verkündete Vertagung um ein Jahr vergrößere das Loch im Businessplan der Flughafengesellschaft um weitere 360 Millionen Euro - und es dürfe bezweifelt werden, ob es dabei bleibe. Zwar funktionieren am BER schon seit Jahren der Tower und die Start- und Landebahnen. Doch bei dem an der Bauordnung und der Baugenehmigung vorbei gebauten Hauptterminal stehe in Zweifel, ob es je abgenommen werden könne. »Statt schlecht investiertem Geld weiter gutes Geld hinterher zu werfen, ist es an der Zeit, einen Schnitt zu machen, und einen Plan B für eine Inbetriebnahme des BER auch ohne funktionierendes Hauptterminal zu entwerfen«, meint Vogel. Es müsse sofort ein Baustopp verhängt werden, um die eine Entkernung des Hauptterminals tabulos zu prüfen. Zugleich müsse nach Wegen gesucht werden, die Piers vom Hauptterminal abzukoppeln und an Nebenterminals gesucht anzuschließen, sagt Vogel.

Brandenburgs FDP-Landesvorsitzender Axel Graf Bülow schimpft: »Die neuerliche Verschiebung des Eröffnungstermins ist der verzweifelte Versuch, das Scheitern des Projekts herauszuzögern - aus unserer Sicht ein klarer Fall von staatlich geduldeter Insolvenzverschleppung.« Er findet: »Statt weiter eine Illusion aufrechtzuerhalten, brauchen wir dringend einen Plan B.« Dieser beinhaltet für Graf Bülow die Offenhaltung und den Ausbau des Berliner Airports Tegel, der eigentlich geschlossen werden soll, sobald der BER in Betrieb gehen sollte.

Gegen alle diese Stimmen versichert Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup, der Termin 2020 sei »belastbar und verlässlich«.

Aufsichtsratschef Bretschneider weiß, dass es angesichts der zahlreichen Rückschläge und nicht gehaltenen Versprechen jetzt mehr denn je darum gehen müsse, verloren gegangenes Vertrauen in Gesellschaft und Politik zurückzugewinnen.

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