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  • Schlag gegen die 'Ndrangheta

170 Mafia-Verdächtige festgenommen

Polizei geht gegen mutmaßliche 'Ndrangheta-Mitglieder in Deutschland und Italien vor / Ermittlungen unter anderem wegen Erpressung und Geldwäsche

  • Lesedauer: 2 Min.

Wiesbaden/Rom. Bei einem Großeinsatz der Polizei gegen die kalabrische Mafia sind in Italien und Deutschland insgesamt mehr als 170 Verdächtige festgenommen worden. In Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen wurden am Dienstag elf mutmaßliche Mitglieder der 'Ndrangheta gefasst, wie das Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden mitteilte. Laut italienischer Polizei wurde Vermögen im Wert von rund 50 Millionen Euro beschlagnahmt.

Die in Deutschland festgenommenen Tatverdächtigen im Alter von 36 bis 61 Jahren stehen im Verdacht, als Mitglieder einer kriminellen Vereinigung schwere Straftaten wie Erpressung und Geldwäsche begangen zu haben. An den Festnahmen waren Spezialeinheiten aus Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und dem Saarland beteiligt. Sechs Wohnungen und vier Gastronomiebetriebe wurden durchsucht, wie die Generalstaatsanwaltschaft Stuttgart und das Landeskriminalamt Baden-Württemberg mitteilten. Bei München nahm die Polizei einen 48-jährigen deutsch-italienischen Staatsangehörigen fest.

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Die Festnahmen in Deutschland standen im Zusammenhang mit Ermittlungen der italienischen Strafverfolgungsbehörden, die am Dienstag in Italien zu mehr als 160 Festnahmen in Kalabrien und sieben weiteren Regionen führten. Die Festnahmen in Deutschland erfolgten demnach auf Grundlage von EU-Haftbefehlen, die mit weiteren Beschlüssen zur Durchsuchung und Vermögensbeschlagnahme erlassen wurden. Zuvor hatten die italienischen Ermittler Rechtshilfeersuchen an Deutschland gerichtet.

Ziel der Antimafiaermittler ist es, die kriminellen Aktivitäten und die Strukturen des 'Ndrangheta-Clans Farao-Marincola aufzudecken. Der Mafiaclan aus der kalabrischen Gemeinde Cirò gilt dem BKA zufolge als übergeordnete Gruppierung mit großem Einfluss über die benachbarten Regionen hinaus. Die einzelnen Strafvorwürfe reichen von versuchtem Mord, Erpressung, Geldwäsche und Verstößen gegen das Waffengesetz über internationale Autoschiebung, illegalen Handel und illegale Verschiebung von Müll bis hin zu unlauterem Wettbewerb.

Der Gruppierung sei es darüber hinaus gelungen, Einfluss auf bedeutende italienische Wirtschafts- und Handelszweige wie zum Beispiel die Herstellung und den Verkauf von Fisch, Wein und Backwaren zu nehmen und den Gewinn aus diesen Geschäften auch in Norditalien und Deutschland zu investieren. Außerdem habe sie im Zusammenhang mit der Aufnahme von Flüchtlingen in Italien und im italienischen Tourismussektor Geschäfte gemacht.

Experten schätzen, dass die 'Ndrangheta jährlich einen weltweiten Umsatz zwischen 50 und 100 Milliarden Euro macht. Nach Angaben der US-Bundespolizei FBI hat sie etwa 6000 Mitglieder in 160 sogenannten Clans. Diese hängen über Familienbande miteinander zusammen. Die Wurzeln der 'Ndrangheta reichen mindestens bis ins 19. Jahrhundert zurück. Agenturen/nd

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